Full text: Regierung und Volkswille.

Preußen nach 1817. 51 
testen befördert werden, und schließlich an der Spitze des 
Staates ein kleines Kollegium von älteren, durch eine 
lange Erfahrung geschulten Staatsmännern, das besonders 
darauf achtet, daß immer die Tüchtigsten in den unteren 
Stellen herausgefunden werden und zu den leitenden Posten 
aufrücken. 
Hat es ein solches Staatswesen jemals gegeben? Wir 
brauchen nicht weit zu suchen. Lassen wir die Gegenwart 
aus dem Spiel und sagen: „Preußen nach 1815". Die 
fürchterliche siebenjährige Krise nach 1806 war durch das 
preußische Beamtentum und das preußische Offizierkorps 
hindurchgegangen wie ein reinigendes Gewitter. Die schwäch- 
lichen und unbrauchbaren Persönlichkeiten waren durch die 
Gewalt der Ereignisse massenhaft ausgeschieden. An der 
Spitze des Staates stand in der Person des Staatskanzlers 
Fürsten Hardenberg ein Staatsmann, zwar nicht großen 
Stils, aber doch ein feiner und durchaus vorurteilsloser 
Geist und voller Hingabe an sein Amt. Er ist es gewesen, 
der Scharnhorst, Gneisenau und Blücher an die Spitze 
der Armee gebracht hat. Er setzte durch, daß nach dem 
Friedensschluß einer der besten Schüler Scharnhorsts, Boyen, 
das Kriegsministerium erhielt. Neben ihm der bedeutendste 
Kopf in der Regierung und 1819 auch im Ministerium 
war Wilhelm von Humboldt. Etwas später erbielt das 
Finanzministerium der geniale Motz, dem nachher der eben- 
falls sehr bedeutende Maaßen folgte. Altenstein, ein 
philosophisch gebildeter Mann, der sorgsame Pfleger des 
preußischen Bildungswesens, der Universitäten und Gymnasien, 
wurde Kultusminister. Auch unter den Oberpräsidenten sind 
nicht wenige, die in der preußischen Geschichte einen bedeutenden 
Namen hinterlassen haben. Schön in Preußen, Sack in 
Pommern, Zerboni in Posen, Merckel in Schlesien, 
Preußen nach 
1815.
	        
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