148 Die österreichisch-ungarische Menarcie. (Januar 20.—Februar 2.)
20. Januar. (Hermannstadt.) Zweihundert deutsche Mit-
glieder der katholischen Kirchengemeinde haben, weil ihnen keine
genügende Beteiligung an der Verwaltung der Gemeinde eingeräumt
wurde, ihren Austritt aus der katholischen Kirche beschlossen und
gleichzeitig dem Bischof Grafen Mailath sowie dem Dechanten Prinzen
Hohenlohe-Waldenburg ihr Mißtrauen ausgedrückt.
21. Januar. (Ungarn.) Zum Präsidenten der Regierungs-
partei wird der frühere Premierminister Graf Khuen-Hedervary
gewählt.
22. Januar. (Ungarn.) Das Abgeordnetenhaus tritt nach
mehrwöchiger Unterbrechung unter polizeilichen Schutzmaßregeln
wieder zusammen.
24. Januar. (Wien.) Streik der 800 Studenten der „Export-
akademie“, um für die Umwandlung der Anstalt in eine „Handels-
hochschule“ zu demonstrieren.
25. Januar. (Budapest.) Eine Versammlung von 296 Ver-
trauensmännern der Sozialdemokratie beschließt einstimmig den
politischen Massenstreik als Protest gegen den Wahlreformentwurf
der Regierung. (Siehe 1. Januar.)
27. Januar. (Wien.) Erzherzog Rainer 1, 86 Jahre alt.
31. Januar. (Wien.) Bei der Beisetzung des Erzherzogs
Rainer fungierte der Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand als
Vertreter des Kaisers von Österreich und der deutsche Botschafter
als Vertreter des Deutschen Kaisers.
1. Februar. (Wien.) Der Kaiser erließ einen Armeebefehl.
wonach das Infanterieregiment Nr. 59 den Namen „Erzherzog
Rainer" für immerwährende Zeiten zu führen hat.
1. Februar. (Wien.) Kaiser Franz Joseph entsendet den
Oberstleutnant Prinzen Hohenlohe mit einem Handschreiben an
den Zaren nach Petersburg.
2. Februar. (Wien.) Abreise des Oberstleutnants Prinz
Gottfried zu Hohenlohe, Uberbringers eines Kaiserlichen Hand-
schreibens an den Zaren.
Aus den Dementis der Vermutungen über den Inhall des Hand-
schreibens in der offiziösen „Sonn= und Montagszeitung“ wird geschlossen,
daß eine Beziehung des Handschreibens auf die allgemeine ungeklärte Lage
zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn und insbesondere auf die neuer-
lichen verschärften militärischen Maßnahmen nicht dementiert wird, und
daß von freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Höfen, aber nicht
zwischen den Kabinetten von Wien und Petersburg gesprochen wird.