Abschied Carlowitz'. Berufung Prof. Lamprechts. 291
besonders auch in den Arbeitervierteln. Von da reiste der
König nach Schlesien, um an den Kaisermanövern des V. und
VI. Korps teilzunehmen. Endlich weilte er Ende Oktober noch
einmal in Berlin, um persönlich dem Feldmarschall Woltke
seine Glückwünsche zum 90. Geburtstag auszusprechen. Es
war das letztemal, daß sich die beiden in diesem Leben sahen.
Moltke hat sich sicher besonders gefreut, daß der von ihm hoch-
verehrte König es sich nicht nehmen ließ, selbst zu der Feier
zu kommen. Und Albert hat es gedrängt, seinem alten Gönner
diese Ehre zu erweisen. Ende September starb der Minister
von Abeken, dessen Verlust der König sehr schmerzlich empfand.
An seiner Stelle ernannte er den Dr. Schurig zum Justiz-
minister.
Mein Bruder Max und ich studierten damals in Leipzig.
Von da hatte ich ihm wie im vergangenen Jahr zum Namens-
tag geschrieben und ihm, weil ich wußte, daß ihn das be-
sonders interessierte, von meinen Vorlesungen erzählt. Dar-
auf erwiderte er mir: „Daß Du Springers (des Kunst-
bistorikers) große Vorlesung nicht hören kannst, thut mir leid
für Dich, doch wird die kleine wohl noch viel des Interessanten
bieten.“ Noch vor Schluß des Jahres handelte es sich wieder
einmal um eine Aeuberufung an die Universität. Albert
schreibt darüber an Minister Gerber: „Ich bin vollkommen mit
Ihrer Ansicht einverstanden und ermächtige Sie, die nöthigen
Schritte zur Erlangung des Prof. Lamprecht zu unternehmen.
Sic volo, sic jubeo, wie man jetzt mit dem Kultusminister sich
ausdrücken muß.“ Diese Wahl war entschieden eine sehr
glückliche, denn Lamprecht wurde eine Zierde unserer Uni-
versität.
In den ersten Monaten des Jahres 1891 nahm Minister von
Mostitz-Wallwitz seinen Abschied als Minister des Innern, nach-
dem er fast 25 Jahre in seiner Stellung gewesen war. Mit ihm
schied eine hervorragende Persönlichkeit aus unserem Staats-
dienst. Er blieb aber noch einige Jahre Hausminister und hat
als solcher dem König und seiner Familie vorzügliche Dienste