Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

292 Die Zeit von 1888 bis 1894. 
  
geleistet. An seine Stelle trat der Geheimrat Georg von 
Metzsch-Reichenbach, der Albert schon länger nahestand und 
ihn zuletzt 1888 als Vertreter des Ministeriums auf der 
Nordlandsreise begleitet hat. Er ist jahrelang an der Spitze 
des Ministeriums geblieben und wirkt noch als Hausminister. 
Zu Kaisers Geburtstag weilte der König wiederum in Berlin. 
Dieses Mal begleiteten ihn außer meinem Vater noch mein 
Bruder WMax und ich. Max ist nur dieses eine Mal in Berlin 
gewesen, ich seitdem hingegen sehr oft. 
Anfang Februar fand der alljährliche Besuch der Maje- 
stäten in Leipzig statt, der dieses Mal einen besonderen ge- 
sellschaftlichen Glanz erhielt. Sie besuchten den zweiten Ge- 
wandhausball. Um dieses Ereignis besonders zu feiern, 
wurde ein Kostümfest vorbereitet, bei dem Quadrillen von 
mehreren Völkern dem Königspaar ihre Huldigung bringen 
sollten. Es waren im ganzen zwölfl, jede begleitet von einem 
Edelmann und einer Edelfrau des Stammes. Mein Bruder 
tanzte bei den Wenden, ich bei den Schwarzwäldlern mit. 
Außer dem Königspaar erschienen mein Vater und meine 
ältesten Geschwister. Es wurde in dem großen Gewandhaus- 
saal getanzt zum Schauder mancher Musikverehrer, die das 
als eine Entweihung betrachteten. Das Fest verlief glänzend 
und gefiel allgemein sehr. Zum Schluß der Aufführungen 
bildete sich eine große Gruppe aller Teilnehmer. Die Musik 
spielte „Den König segne Gott“. Zwei Damen überreichten 
der Königin Blumen. Nachher wurde noch bis in die frühesten 
Morgenstunden getanzt. Anwesend waren etwa 650 Per- 
sonen. Der König sprach wiederholt sein großes Entzücken 
aus, aber auch seine Freude, daß unter den Anwesenden kein 
Jude sei. 
In diesem Frühjahr blieb der König in Dresden. Am 
16. März erschien der Minister Graf Fabrice zum letztenmal 
zum Vortrag im Schloß. Am 19. erkrankte er. Der König 
machte der Gräfin einen Besuch, um sich persönlich nach dem 
Befinden ihres Gatten zu erkundigen. Am 25. starb Fabrice.
	        
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