Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

Gewandhausball in Leipzig. Tod Fabrices und Moltkes. 293 
  
Sein Tod bedeutete für Sachsen und unsere Armee einen 
großen Verlust. Albert ordnete sofort eine Armeetrauer an. 
Am 29., dem Ostersonntag, fand die feierliche Einsegnung im 
Ministerhotel statt. Der König erschien selbst dazu und legte 
am Sarge einen Kranz nieder. An dem Begräbnis nahm er 
wegen einer Erkältung nicht teil. Wir Prinzen folgten dem 
Sarg durch die ganze Stadt bis zum neuen Meustädter Fried- 
hof, wo er provisorisch beigesetzt wurde. Später wurde die 
Leiche in das von der Armee errichtete Mausoleum über- 
führt. An Stelle von Fabrice ernannte der König den da- 
maligen Generalmajor und Kommandeur der 1. Infanterie- 
brigade von der Planitz zum Kriegsminister. Dieser stand 
dem König schon von dem Feldzug her näher und blieb auch 
als Minister sein besonderer Vertrauter. In der Armee 
mochte man ihn nicht so. Freilich war es auch schwer, der 
Nachfolger eines so hervorragenden Mannes wie Fabrice zu 
sein. Das Ministerium des Außeren übernahm Minister 
von Metzsch. 
Ende April starb der vom König so hochverehrte Feld- 
marschall Moltke. Er ließ es sich nicht nehmen, selbst dem 
großen Feldherrn die letzte Ehre zu erweisen. Durch diesen 
Tod wurde Albert der letzte Inhaber des Großkreuzes des 
Eisernen Kreuzes. Als er im Mai in Sibyllenort weilte, be- 
schäftigten ihn so manche innen- und außenpolitischen Fragen. 
Des zum Zeugnis sei hier einiges aus einem Brief an 
Minister von Metzsch vom 8. Mai angeführt. Zunächst schreibt 
er von einer Antisklavereilotterie, für die er nicht sehr be- 
geistert ist, und setzt hinzu: „Wir sind sehr zähe in Genehmi- 
gung von solchen Lotterien und möchte ich von dieser guten 
Gewohnheit nur in sehr wichtigen Fällen abweichen.“ Weiter 
schreibt er: „Was denkt man in Berlin zu thun, wenn in 
Belgien ein großer Krach eintritt? Will man ein solches 
Feuer an unseren Grenzen brennen lassen, wo wir auch 
Zündstoff genug haben?“ Dann fragt er, ob Minister von 
Bötticher bliebe oder ginge. „Laßen Sie doch vorsichtig ein-
	        
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