Full text: König Albert von Sachsen von Johann Georg, Herzog zu Sachsen.

314 Letzte Jahre, Krankheit und Tod (1894 - 1902). 
  
Krönung Kaiser Nikolaus' II. in Moskau ließ sich der König 
durch meinen Vater vertreten. Der Aufenthalt dort wurde 
diesem sehr gestört durch den Tod des Erzherzogs Karl 
Ludwig, der auch dem König sehr nahe ging. 
Am 11. Juli feierte der König das 25 jährige Jubiläum 
als Generalfeldmarschall. Der Tag konnte nicht vorübergehen, 
ohne daß eine besondere Gratulation stattfand. Mein Vater 
erschien beim König mit den drei Divisionskommandeuren und 
sprach ihm die herzlichsten Glückwünsche der Armee aus. 
Der Kaiser entsandte den General von Winterfeld mit einem 
Handschreiben. Am 27. wurde der König durch den Spe- 
zialisten Dr. Aitze untersucht, der die Diagnose der Dresdener 
Arzte bestätigte. Es handelte sich um ein Gewächs in der 
Blase, dessen Aatur leider keine Operation erlaubte. 
Am 26. Juli wurde mein Bruder Max in Eichstädt durch 
Bischof Wahl zum Priester geweiht. Dieser Feier wohnten 
nur mein Vater und wir Geschwister bei. Dagegen war auch 
das Königspaar bei seiner ersten Messe, die er in der Ka- 
pelle des Fosephinenstiftes in Dresden hielt, zugegen. An 
diesem Tage hat mein Bruder im Beisein des Königs und 
des Justizministers Dr. Schurig auf seine Rechte verzichtet, 
so daß er von da ab die Stellung als letzter Prinz des 
Hauses einnahm. 
Im Herbst dieses Jahres fanden Kaisermanöver statt. Am 
2. September traf der Kaiser mit großem Gefolge in Dresden 
ein. Am 3. war die Parade auf dem Zeithainer Platz. Das 
Paradediner fand in der Albrechtsburg statt, die sich für solche 
Feste ganz besonders gut eignet. Das Fest dort hat allen 
Teilnehmern einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen. 
Der König führte in seiner Rede aus, wie einst seine Ahnen, 
dem Aufe des Kaisers folgend, aus dieser Burg zum Kriege 
auszogen, so sei er bereit, auszuziehen, wenn der Ruf des 
Kaisers erfolge. Das Deutsche Neich werde erst untergehen, 
wenn der letzte deutsche Fürst gefallen sei. Nach dem 
Essen waren Burg und Stadt herrlich beleuchtet. Es be-
	        
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