Full text: Geschichte des Preußischen Staates

Oesterreich-russische Freundschaft. 399 
  
Allegorie auf den Frieden zu Teschen, 13. Mai 1779. 
Nach dem Basrelief von Alexander Trippel (1744—1793) gez. von Johann Konrad Krüger (1733—1791) und 
gestochen von Johann Ludwig Stahl (geb. 1759, starb nach 1808). Auf elwa ½ verkleinert. 
wollendsten waren. Während des siebenjährigen Krieges hatte der König wohl 
auf eine Unterstützung durch die Türken gehofft, nach dem Frieden hatte der 
Sultan eine feierliche Gesandtschaft nach Berlin geschickt, und auch jeht 
wünschte er mit Preußen und zugleich mit Rußland in ein Bündnis zu treten. 
Aber gerade daß Friedrich ein solches in Petersburg empfahl, verstimmte die 
Kaiserin gegen ihn und führte sie Oesterreich näher. Nun entschloß sich Joseph 
sogar, die Kaiserin Katharina zu besuchen, und die schmeichelhafte Art, mit 
welcher er ihr in Mohilew, wie in Smolensk und Petersburg begegnete, 
gewann ihm die Neigung der Kaiserin, und die freigebigen Spenden aus seiner 
Börse eroberten ihm die Herzen ihrer Großen. Noch hoffte Friedrich, daß 
Rußland nicht über einen allgemeinen Freundschaftsbund mit Oesterreich hinaus- 
gehen werde, aber er mußte es erleben, daß Katharina planvoller als er vielleicht 
gedacht, das Steuer ihres Reiches zu führen wußte. Er mußte es aber auch 
erleben, daß Joseph ganz gegen seine Erwartung das österreichische Interesse im 
Orient der russischen Habgier wirklich opferte. Joseph ließ nicht nur die Besitz- 
nahme der Krim und anderer Länder durch Rußland geschehen, sondern er 
begünstigte sie. Da trat der Tod Maria Theresias ein (November 1780), und 1780 
er war dem Kaiser wie die Lösung der Anker. Von diesem Augenblick an hatte 
sein Schiff die Freiheit zu segeln, wohin er es zu lenken gedachte. Deun Preußen 
hatte er insofern jetzt weniger zu fürchten, als mit seiner Annäherung an Ruß- 
land die russische Förderung der preußischen Wünsche nicht nur mehr und mehr 
hinfällig wurde, sondern, nachdem Rußland durch den Vertrag von Ainali-Kawak 
seine Absicht erreicht, eine direkte Unterstützung der kaiserlichen Pläne von Peters- 
burg aus wohl zu gewärtigen war. Und weder von Frankreich noch von England 
hatte Preußen, obwohl es sich jenem näherte und dieses, nachdem Fox Minister 
geworden, Anknüpfung suchte, Unterstützung zu erwarten. Denn auch England 
hatte Joseph durch den Versuch, die Sperrung der Schelde für den österreichischen 
Handel aufzuheben, zwar stark beleidigt, aber bei dem Fortbestehen des englisch- 
französischen Krieges war an ein bewaffnetes Einschreiten Englands nicht zu denken. 
Schon hatte er im Reich mit einer großen Kammergerichts- Visitation, sogar 
mit der völligen Aufhebung des Reichstages, wozu er eine höchst untergeordnete
	        
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