406 Friedrichs Demut.
Unter den Linden zu Berlin im Jahre 1780.
Radierung von Johann Georg Rosenberg (1739—1808), auf etwa ½ berkleinert.
vereinigen. Ein verständiger Fürst komme ohne eine große Körperschaft von Rat-
gebern allein weiter, und wenigstens Politik, Heer und Finanzen müßten in der
Hand eines Königs von Preußen vereinigt sein. Wenn dieser Grundsatz von den
Nachfolgern immer befolgt werde, würde das Glück des preußischen Staates un-
veränderlich sein und er länger fortbestehen, als die ältesten Monarchien.
Vorziglich müsse ein König von Preußen sich des Heerwesens annehmen,
denn immer habe er, umgeben von mächtigen, eifersüchtigen und neidischen Nach-
baren, an einen nahen Bruch zu denken, und jeden Tag könne er mit ihnen in
Streit geraten. Und wenn man jemals, schreibt er gelegentlich seinem Bruder,
dem Prinzen Heinrich, das Heer vernachlässigte, wäre es um Preußen geschehen.
Nun hatte aber der Krieg, wie er auch bei dieser Gelegenheit bemerkt, das Heer
zu grunde gerichtet und die Disziplin aufgehoben. Die Anzahl der Truppen
mußte zunächst auf 150 000 beschränkt werden, doch wurde sie 1768 schon erhöht,
und die Friedensstärke mag zuletzt 200 000 Mann betragen haben. Für die
Hebung der Disziplin sorgten neue Reglements, die dem Charakter der im Felde
angeworbenen Truppen gemäß scharf genug waren, und, indem sie darauf hinaus-
liefen, den Soldaten mehr Furcht vor den Offizieren, als vor dem Feinde beizu-
bringen, wieder die alte Zucht und Ordnung einführten und es dahin brachten,
daß der König bis zum Jahre 1770 hoffte, die Armee so tüchtig zu sehen wie
ehedem. Natürlich wirkten gurinh .. fleißige Exerzitien und Manöver
mit, und mit Vergnügen sah d önig bei seinen Inspektionen und Paraden,
wie das Heer sich neu bildete i- wie ein Phönix aus der Asche hervorging.
Festungsbauten, Esierun der Artillerie, vor allem aber die Ausbildung der
Osffiziere waren des Königs stete Sorge. Sowohl Vorschulen für sie — die
Kadettenhäuser in Stolpe und Kulm und eine Ritterakademie in Berlin — wurden