Verträge von Teplih und Ried. 525.
Wie entsetzlich, daß neben diesen über-
mächtigen Erfolgen des preußischen Schwertes
die preußische Diplomatie nichts als Ver-
luste und Enttäuschungen zu verzeichnen hatte!
Wohl unterbreitete Stein noch einmal seine
Pläne für die Neugestaltung eines einigen
Deutschlands in einer Denkschrift den Herr-
schern, aber selbst Hardenbergs dualistische,
für Oesterreich so überaus günstigen Ent-
würfe fanden nicht den Beifall des Fürsten
Metternich. Im Gegenteil wurde die ge-
radezu unglaubliche Sorglosigkeit und Gut-
mütigkeit des preußischen Staatsmannes von
der Gewandtheit seines österreichischen Kollegen
völlig überholt. Gerade ohne den ihm von
Männern wie Stein so bereitwillig gebotenen
Prunk der deutschen Kaiserkrone gedachte
3 vielmehr, durch die stärkste Be-General Emil ul-!—iieim von Kleist
rücksichtigung der Wünsche der Mittelstaaten vo
diese an das Haus Oesterreich zu fesseln und MMMMIHZFHEXEN-»HmSchel«
dadurch einen Einfluß zu üben, der zule
Oesterreich eine höhere Macht sichern kadte, als es zur Zeit der alten Reichs= 1813
herrlichkeit gehabt. Denn „auf solche Weise“, gestand er späterhin selbst, „ge-
hört uns Deutschland noch mehr als früher". Der Teplitzer Vertrag vom
9. September 1813 zwischen Rußland, Oesterreich und Preußen bestimmte zwar v. Sep.
als Ziel des Kampfes die Herstellung des Besitzstandes von 1805, behielt aber
den Einzelstaaten die volle Souveränität vor, und arglos überließ Hardenberg dem
Oesterreicher die Verhandlungen mit den süddeutschen Staaten. So geschah es,
daß gleich der von Metternich zu Ried am 8. Oktober mit Bayern roresclossn Olt.
Vertrag diesem Staate nicht nur jede Unterordnung unter eine Zentralgewalt
sparte, sondern ihm auch die von Napoleon entrissenen Stammlande des hohen-
zollernschen Hauses Ansbach-Bayreuth beließ. Weder für Metternich, noch für
den bayerischen Minister Montgelas hatte der tiefe Unwille Friedrich Wilhelms
über diese eigenmächtige Beraubung seines Hauses, hatte die heftige Erbitterung
der Franken, die wieder und wieder baten, unter den Schutz des roten Adlers
zurückgeführt zu werden, eine ausschlaggebende Bedeutung. Hatte Metternich doch
für Oesterreich Tirol, hatte Salzburg und das Junviertel wieder gewonnen, so
mochte Preußen denn den, einst von Friedrich II. für Bayerns Befreiung er-
worbenen Preis zahlen, den Bayern hierfür gefordert! Hatte Metternich doch den
Magnet gefunden, die Mittelstaaten, wie das Beispiel Bayerns vorbildlich zeigte,
in das Kielwasser Oesterreichs zu ziehen, so He denn Preußen sehen, wic es
r- eine Einigung des Reiches zu stande bringe!
Und wie der österreichische Staatsmann an der Arbeit war, die politischen
Erfolge des Kampfes im Keime zu ersticken, so schien der österreichische Feldherr
die Streitaxt begraben zu haben. Gegen seinen * /*J*" erhob sie Blücher aufs
neue, am 3. Oktober überschritt er bei Wartenburg, zwischen Torgau und Witten-
berg die Elbe, und nachdem Vorks Krieger mit fast unvergleichlichem Heldenmut