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in denen keine brennbare Dinge von Werth mehr befindlich sind, koͤnnen durch
ein Flammenfeuer, welches uͤberall hinspielt, desinfizirt werden.
2) Schon durch ein gelindes Ansengen können die ansteckenden Stosse
zerstrt werden. *ßrlv Papiergeld und andere Sachen von Papier
werden auf diese Weise desinfzzirt.
Man nimmt ein gröblich zerstoßenes Pulver von Kolophonium, Sandrach, Weih-
rauch u. s. w., vermischt solches mit klein geschnittenem Reisig oder Häckerling
und zündet es in einem irdenen oder metallenen Gefäbe an. Den heißen Dampf
läßt man an das Papier gehen, bis es überall gelb gefärbt ist.
3) Auch durch trockene Hitze werden viele Ansteckungsgiste zerstört;
das Kuhpockengift z. B. wird schon in einer Hitze von 48 Grad
Naumur völlig unkräftig gemacht.
Es kann daher Baumwolle, Wolle und dergleichen, woran ansteckende Stosfse
gar leicht haften, in so siark geheizten Raumen desinfizirt werden.
Die Luft ist nächst dem Feuer eins der wichtigsten Desinfektionsmittel;
mur ist es nothwendig, daß die Lust längere Zeit hindurch mit den Ansteckungs-
Socoffen in Berührung gebracht werde, um lettere ihrer Natur nach günzlich zu
verändern und dadurch unschädlich zu machen. Zimmer und andere Räaume wer-
den geöffnet und dem Luftzuge die erforderliche Zeit hindurch ausgesetzt. Gegen-
stände, an denen Afsteckungsgifte leicht haften, Wolle, Baumwolle, Seide,
Haare, Federn und Zeuge davon, auch Papier und Pappe müssen, wenn sie
verdächtig sind, der Luft so ausgesetzt werden, daß diese sie von allen Seiten
berührt. Man muß sie gehörig ausbreiten, oft umkehren und umwenden, erfor-
derlichen Falls mit metallenen oder auch glatten hölzernen Werkzeugen. ie
Zeit, wie lange sie der Luft ausgesetzt seyn muͤssen, ist nach Umstaͤnden, insbeson-
dere nach der Beschaffenheit der Krankheit, verschieden. Auch ist hierbei woht
zu merken, daß man nicht glaube, der Ansteckungsstoff sey zerstoͤrt, wenn kein
Geruch mehr wahrzunehmen ist, oder wenn die Luft in einem Zimmer, worin
ansteckende Stoffe vorhanden seyn koͤnnten, durch einen Luftzug, Ventilatoren,
erhitzte Abfuͤhrungsroͤhren und dergleichen rasch erneuert worden ist.
Das Chlor thut das schnell, was die Lust langsam bewirkt. Um das-
selbe in Amwendung zu bringen, kann man es entweder aus Kochsalz und Braun-
stein entwickeln, oder Chlorwasser, Chlorkalk, Chlornatron oder Salpeter-Salz-
fäure in Gebrauch ziehen.
1) Um es aus Braunstein und Kochsalz zu entwickeln, reibt man zwei Theile
gepulverten Braunstein (schwarzes Manganoryd) mit drei Theilen Koch-
salz genau zusammen. Es schadet nichts, wenn man mehr Braunstein
zusetzt, wohl aber, wenn mehr Kochsalz dazu kommt. Nun nimmt man
auf 3 Tbeile des in senem Gemenge enthaltenen Kochsalzes 21 Theil
rohe Schwefelsäure, die man vorher mit einer gleichen Menge Wasser
verdünnt hat. Bei der Mischung der Schwefelsäure mit dem Wasser
entsteht eine starke Erhitzung, so daß gläserne Gefäße springen können,
und es ist daher zweckmäßig, die Mischung in Gefäßen von Porzellan
oder Steingut zu machen, so wie überhaupt dergleichen Schuͤsseln und
eller