— 274 —
muß, um letztere gegen Nachtheil zu schützen, mit ihnen wie beim Chlorgas ver-
fabren werden. · « ·
Sie sind auch weniger elastisch, als das Chlorgas, und durchdringen da-
her die Raume noch langsamer als dieses, weshalb bei ihrer Anwendung für
ihre rasche Verbreitung durch Umhertragen des Raäuchergefäßes oder auf ähn-
liche Weise Sorge zu tragen ist. Endlich muß noch bemerkt werden, daß die
salpetersauren Rducherungen bedeutend kostspieliger sind, als die durch Chlorgas,
umnd daß daher von denselben zur Desinfektion von Kleidern und Effekten nur
Gebrauch zu machen ist, wenn letztere zugleich mit Personen desinfzirt werden
sollen, welche gegen Chlorgas sehr empfindlich sind.
8. 6.
Die Schwefeldammpfe oder die schweflich sauren Dampfe dienen eben-
salls zum Man räuchert damit die Briefe aus, welche man in
Verdacht hat, Ansteckungsstoffe daran haften möchten. Doch ist es anbe-
quem, den für sich anzuwenden, wegen der vielen erstickenden Dämpfe,
welche er Man bedient sich daher des oben §. 2. ad 2. angegebenen
Gemenges, wozu man gröblich zerstoßenen Rohschwefel setzt. Eben diese hestig
erstickenden Dümpfe hindern die Anwendung des Schwefels in den meisten
Desinfektionsfällen und machen es rathsam, den Gebrauch desselben auf cinige
wenige, wie z. B. die Desinfektion von wollenen Decken und anderen ähnlichen
Gegenstanden, zu beschränken.
G. 7.
Der Essig ist gleichfalls ein Desinfektionsmiktel, aber ein schwaches.
Man gebraucht ihn zum Räuchern in Krankenzimmern, und bedient sich des ver-
dünnten Essigs, um die Hände zu waschen, wenn man in Berührung mit ver-
dächtigen Stoffen gewesen ist, auch zu Bädern für Rekonvaleszenten, Waͤrter
u. s. w. Am haufigsten ist der Gebrauch des Essigs zum A der Briefe.
Derselbe wirkt dabei nicht so sehr auf die Dinte und macht sie nicht so leicht
gelb, wie Chlor.
8. 8.
Das kaustische Kali, welches in der Seifensiederlauge hinreichend rein
dargeboten wird, ist gleichfalls ein kräftig desinfizirendes Mittel. In konzentrir-
ter Form kann es zur Zerstörung mehrerer Ansteckungsstosse gebraucht werden.
In verdünnter Form ist es zu benutzen in Fällen, wo Sc/luren nicht föglich an-
wendbar sind. Uebrigens beschränke sich sein Gebrauch, so wic der der Seife,
hauptsächlich auf das gewöhnliche Waschen und Baden.
6. 9.
Der Kalk, dessen man sich bedient, um erforderlichen Falls todte Koͤr-
per zu einer schnellen Verwesung zu bringen, muß gebrannt und an der Luft zer-
sallen, oder durch das Loschen in einen Brei verwandelt seynn. Er muß aber
den Körper berühren, weil er sonst unwirksam ist.
Chlorkalk wirkt auch hier kräftiger, doch ist er viel theurer.
II. Ver-