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das Wathglft beim Menschen ungleich haͤufiger einen dafuͤr empfaͤnglichen Boden, als z. B. ber An-
steckungsstoff der Cholera, der kontagioͤsen Auͤgenentzuͤndung, und von denen der Thiere das Rotzgift.
Manche Conlasien, wie z. B. die der bitzigen Hautausschläge, stecken jüngere Indiosonen
haͤufiger als aͤltere an; fuͤr andere, wie z. B. das ansteckende Nervenfieber, scheinen Personen von
mittlerem Lebensalter die meiste Empfänglichkeit zu besitzen. — Aber nicht bloß nach den besonderen
Altergepochen, sondern auch noch in manchen anderen, ihrem Wesen nach uns zum Thell unbekannten
und bloß aus ihrer Wirkung erkennbaren Beziehungen können hinsichtlich des Grades dieser Empfän.
lichkeit bei einem und demselben Individuum große Unterschiede und Abwechselungen vorkommen.
Kind, welches für das Masern= oder Scharlachyift, trotz der innigsten Gemeinschaft mit bemfelben, tn
bem einen bebensfahr gar keine Empfänglichkeit geiocr, wird zuweilen schon in dem nächslfolgenden
Jahre sehr leicht davon ergriffen. Individuen, bei denen wlederholte Impfungen von Schutzpocken
sich fruchtlos zeigten, werden ein ander Mal dennoch mie Erfolg geimpft, oder bei unterlassener Wie-
der-Impfung von den Blattern befallen. Wen der ansteckende Typhus verschonte, so lange ein kräf-
tiger und ruhiger Lebenszustand obwaltere, der kaun davon angesteckt werden, sobald eine Erkältung,
ein Gemüthsaffekt, ein Diätfehler vorausging. Verschonce das gelbe Fieber) die Cholera, auch wo
Andere kavon infizirt wurden, einen Einwohner an seinem gewöhnlichen Aufenthaltsorte, so wird der-
selbe dennoch an einem neuen, ungewohnten davon hingerafft werden können.
Es wechselt demnach, wie schon aus diesen Beispielen hervorgeht, einerseits bie Empfängl!
kelt an sich bei einem und demselben Menschen, wic seine ganze geistige und körperliche Individualitche
nicht zu allen Zeiten dieselbe ist; andererseits aber kann die Ansteckungsfähigkeit auch noch durch ge-
wisse zufällige äußere inflüsse bei ihm vermehre oder vermindert werden. — Abgesehen von den
atmosphärischen Verhältnissen, welche in dieser Hinsicht mit in Anschlag kommen, sind es besonders
folgeude Umstände, durch welche die Empfänglichkeit des Körpers für gewisse Conlatien, namentlich-
solche, die (s. P. 3.) nicht sowohl an einzelnen Stellen des Körpers zu haften, als vielmehr den gan-
zen Körper zu durchdringen pflegen) gesteigert wird: unregelmassige Lebensweise, — Schwichung des
Körpers durch Ausschweifungen und Exzesse aller Art, namentlich durch Unregelmäßigkeit im Genusse
von Speisen und Getränken,) ober durch Mangel und Noth, Eutbehrung einer nahrhasten Kost, häu-
fige Nachtwachen, übermäßige geistige und körperliche Anstrengungen, traurige Gemüthssiimmungen
u. s. w. — Unreinlichkeit des Körpers und seiner Umgebung, namentlich Aufenthalt in einer verdor-
benen, mit Aucdünskungen überfüllten kuft. — Erkältungen. — Umgekehre wird kurch ein angemesse-
nes diätetisches Verhalten im weitesten Sinne des Worts, durch eine gehörige Pflege der geistigen und
körperlichen Kräfte und insbesondere Förderung der Heiterkeit des Geistes, so wic einer gesunden Ver-
dauung und Hautthätigkeit, die Empfänglichkeit für vicle jener Contagien entschieden vermindert.
Für einzelne Conlagien wird die Disposition durch das einmalige Bestehen der betreffenden
Krankheit selbst vermindert, wo nicht ganz vernichtet, so: bei den Blattern, den Masern, dem Schar-
lach; sa, gegen die ersteren hat die Erfahrung ung in der Uebertragung (Impfung) eines verwandten
Ansteckungostoffes (des in der Kuhpockenlymphe enthaltenen) ein Mittel kennen gelehrt, wodurch eins
solche Vernichtung oder wenigstens Verminderung der Receptivikär gegen das Blattergist für immer
oke#r wenigstens für eine Neihe von Jahren erzielt werden kann, dergestalt, daß wenn das Gift ein
solches geimpftes Individuum trifft, dieses entweder gar nicht, oder doch nur von einer modiftzirten,
sehr milden Form der Kraukheit affzirt wird. Von anderen ansteckenden Krankheiten, wie z. B. dem
Typhus, der Krätze,, der venerischen Krankheit 2c. kann bagegen dasselbe Individuum mehrmals, ja so
P n es sich der Ansteckung exponirt, gleich stark ergriffen werden, obgleich solches bei den mit einem
Fieber verbundenen kontagibsen Krankheiten, wie z. B. dem Dyphus, auch nicht leicht während einer
und derselben Epidemie zu geschehen pflegt. · « «
..DieGemeinschaftmitdemcontngium,alsbiezwcsteBebmgungbcrlnsectjon;
kann gleichfalls auf verschiedene Weise zu Stande kommen. Abgesehen von der großtentheils noch
problematischen Art und Weise, wie die Conlagien überhaupt an einer oder der anderen (Ham=
kungen= 2c.) Fläche des Körpers ihren Eingang funden, so ist sedenfalls und erfahrungsgemäß dazu
keinesweges die unmittelbare Berührung mit einem an der ansteckenden Krankheit leidenden oder daran
verstorbenen Individuum selbst erforderlich; es kann vielmehr die lnlection in einem eben so wirk-
samen Grade auch durch einen der §. 4. erwähnten Träger des Conlagiums erfolgen. So wird
namentlich, je nach der verschiedenen Natur der Contagien, entweder, wie bei den fünchtigen Con-
tagien, der bloße Eintritt in den mehr oder weniger ausgebreiteten Dunsikreis des Kranken, oder,
bei den füuchtigen sowohl als bei den firen: die Berührung von Kleidungsstucken, Effekten, einer soge-
manten giftfangenden Waare, woran der Austeckungsstoff hafter, oder: der Verkehr mit einem din
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