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den Ohren, Schwerhoͤrlgkeit, große Neigung zum Phantastren, Ziktern ber Glieber und verschsebene
andere Erscheinungen gesellen, welche nur vom Arzte erkannt und gehoͤrig gewuͤrdigt werden koͤnnen,
deren Natur aber auch schon jedem Laien die Ueberzeugung von der Bedeutenbheit der Krankheit ein-
Kößt. — Diese währt, se nach der Verschiedenheit des Falls, 9, 11, 14 — 21 Tage, gehört zu den
lebensgeführlichen Uebeln und hinterlässt im günstigsten Falle der Entscheidung eine Schwäche des
Körpers, die in der Regel nur sehr allmählig weicht.
30. Wie schon erwähnt, verdankt der Typhus seine Entstehung einer eigenthümlichen Luft-
verderbniß (Rephilis) und diese entstehe am hänfigsten dadurch, daß eine zu große Anzahl respiriren-
der Individuen) ganz besonders aber ungesunder, geschwächter, in einem verhälmißmäßig zu engen,
dem Zutrikte der reinen Luft nicht hinreichend zugänglichen Raume beisammen leben. Einer solchen
Ueberfüllung sind unter Umständen am häufigsten unterworvfen: Krankenhäuser, Gefängnisse, Straf-
und Besserungcanstalten, Armenhäuser, Kasernen, bäger und Schiffsräume, und vorzugsweife pflegen
gewisse außerordentliche Verhaltnisse, namentlich Zeiten der Noth und des Krieges, zur Entwickelung
des Typhus in mehreren sener Räume Veranlassung zu geben, wo man denn auch wohl diese Krank-
helt noch mit den besonderen Namen: Lazarerh-, Gefängniß-, Schiffs-, Lagersteber, Kriegspest u. s. w.
zu belegen pfiegr. Besonders oft aber wird begreiflicherweise die Noth einer geschlagenen, oder auf
einen kleinen Raum zusammengedrängten Armee, der Bewohner einer belagerten Festung rc., durch
dies Produkt der ungünstigen Verhältnisse, unter welchen sie leben, zumal bei der durch Mangel, Un-
muth u. s. . erhöhten Empfänglichkeit für Contagien gesteigert, und dem Sieger durch die Ueber-
tragung der nämlichen verheerenden Plage auf ihn, bei der Verfolgung der Spur des Feindes, bei
der Eroberung der Festung, bei der Akquisition von Kriegsgefangrnen 2c. der Sieg gar oft sehr ver-
kümmert, wie dies die eschichte fast aller bedentenden Kriege der altesten wie der neuesten Zeit hin-
reichend dargethan hat.
6. 31. Dac einzige und beste Verhütungsmittel des Typhus ist daher nach Obigem bie
Bermeidung einer jeden Ueberfüllung und die Erhaltung einer reinen Luft durch fleißiges eüften und
Entfernung alles dessen, was immer die kuft verunreinigen könnte, so wie die Beobachtung der größten
Reialichkeit überhaupt in den Wohnungen Gesunder und Kranker, zumal in Räumen und zu Zeiten
der vorgenannten Art.
. 32. Ist aber der Typhus einmal entstanden, so hat er auch sehr balb die Enkwickelung
eines eigenthümlichen Conlagiums zur Folge, durch dessen Uebertragung er sich über seine Ur-
sprungsstätte hinaus verbreitet. Dieses Typhus-Conlazium gehört zwar ·
LaichcsudenfsxenAnsieckungsflossemdaeineunsuikkklbareBerührungdeöskaukeaoder
eines sonst infizirten Objekts zur Ansteckung nicht gerade erforderlich ist; doch theilt es sich nur dem
naͤchsten Dunstkreise der Kranken und ihrer Ausleerungen mit, und scheint dagegen in der Luft eincs
tgeräumigen, kühl und rein gehaltenen Zimmers, Haases oder sonstigen Orts, worin sich
Nervenfieberkranke befinben, schon nicht mehr zu haften, daher keinesfalls zu den scdwer zerstoͤrbaren
Contatien zu gehoͤren. Naͤchstbem haftet das Typhusgift an Personen und Effekten, zumal Klei-
dungsflücken, keib= und Bertwäsche 2c., welche mit Typhuskranken und ihrem Dunßtkreise in nahe und
forrgesetzte Berührung gekommen sind, und kann durch sie weiter verbreitet werden. — Die Leichen
der am Typhus Verstorbenen stecken zwar nicht leicht an, doch ist eine gewisse Vorsiche auch in Be-
zug auf sie gerathen. Durch Typhus-Rekonvaleozenten ist dagegen vorzugsweise haufig Gelegenheit zur
Ansteckung gegeben worden.
2. Die Empfänglichkeie für dies Canlagium scheint ziemlich allgemein verbreitet zu seyn, und
obschon sie bei Personen von mittlerem bebensalter am größten zu seyn scheint, so hat man sie doch
bei keinem Alter, keinem Geschlecht, keiner Konstitution ganz fehlen sehen. Wohl aber kann diese
Empfänglichkeit, wie die gegen die Cholera, kurch die &. 7. erwähnten zufälligen äußern Verhälenisse
gesteigert und durch deren Vermeidung vermindert werden. In Folge ciner solchen geringern Empfäng=
lichkeit oder sonsiiges eigenthümlichen Beschaffenheit des von dem Typhusgift betroffenen Körpers
kommt in diesem zuweilen nur eine unvollständige Ansteckung zu Stande, so daß nur geringere unb
gefahrlosere Krankheitserscheinungen, z. B. leichte Fieberzufälle mit grosier Mattigkeit, Schwindel 2c.,
oder rosenartige Anschwellungen einzelner Theile u. dgl. die Wirkung des aufgenommenen, aber in
seiner Gewalt gebrochenen Giftes bekunden.
3. Ein einmal überstandener Typhus schützt nicht vor einer abermaligen Insektion burch das
Contagimn, welche indessen nicht leicht im Verlaufe einer und derselben Epidemie zu erfolgen pflegt.
33. Um zur Zeit einer Typhus-Epidemie sich und Andere vor der Ansteckung zu schützen, ist
die genauesie Befolgung der 99. 12—22. empfohlenen allgemeinen Schutzmaasiregeln das Schense