Full text: Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten. 1835. (26)

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sonders an den Haͤnden und Fuͤßen, in noch och Lappen, sonst aber nicht selten auch in unglelch 
kleineren, ja hin und wieder fast unmerklichen Stuͤckch 
Dabei krauspirirt und speichelt der Krank“ meig in vermehrtem Grade, zuweilen zeigt. 
sich auch ein gewöhnlich wohlthätiges Nasenbluten, wogegen die Bräune und das Fieber nunmehr 
nachlassen. 
Die Dauer dieses Zeitraums der Abschuppung ist übrigens sehr verschieden: zuweilen währt 
sie nur einige Tage, zuweilen mehrere Wochen, ja es kann sogar zwischen dem Verschwinen aller 
Beschwerden und dem Beginnen der Abschuppung ein Zwischenraum von 6 — 8 und mehr Tagen 
mitten inne liegen, und so auch wieder die Abschuppung selbst in ihrem Verlaufe Tage lang Unterbre- 
chungen erleiden. 
Die Bedeutung und Gefahr des Scharlachs ist in den einzelnen Fällen und Epidemien 
gar sehr verschieden. Zuweilen ist es eine gelinde, oft aber eine heftige, ja dußerst gefährliche, seder- 
zeit aber eine besonderoc deshalb wichtige Krankheit, weil bei einem anscheinend ganz guten Verlaufe 
in sedem Augenblicke eine ködtliche Wendung derselben rasch eintreten kaun. Es können namemtlich 
die entzündlichen Beschwerden eine gefährliche Höhe erreichen, es kann das begleicende Fieber einen 
nervösen oder gar faulichten Charakter annehmen, oder der Ausschlag in seinem Verlaufe gestört wer- 
den und ein Jurückireten auf innere Theile, besonders Gehirn und bungen, erfolgen, ja es kann, selbst 
wenn die Krankheit schon bis zur Abschuppung nach Wunsch verlaufen und diese selbst in vollem 
Gange ist, sich noch ein wassersuͤchtiger Zustand, wozu der Scharlach vorzugsweise hinneigt, 
oder — in Folge einer sogenannten Versetzung — ein langwieriges Druͤsen-, rheumatisches odber Sin- 
nesleiden entwickeln, wodurch, wenn nicht das Leben, so doch auf lange Zeit die Gesundheit des Kran- 
ken gefaͤhrdet wird. 
5. 53. Der Scharlach, welcher zu manchen Zeiten (vergl. §. 10.) mehr vereinzelt (porabilch) 
zu anderen weit verbreicet (pandemisch, epidemisch) vorkommt, pflanzt sich auf dem Wege der An- 
steckung sort. Das Contagium desselben theilt im Wesentlichen alle Eigenschafeen des Msernes 
(6. 40.); nur scheint es etwas weniger fluͤchtig, als dieses, und die Empfaͤnglichkeit dafuͤr theils nicht 
so sehr allgemein verbreitet zu seyn, theils weniger sicher durch ein Einmaliges Bestehen der Krank- 
beit vernichtet zu werden, als die gegen das Masern= und vollends das Blatterngift. 
6. 51. Grassirt nun der Scharlach an einem Orte, so ist das Schutzverfahren dagegen, aus 
bei den Masern (§. 50.) entwickelten Gründen, auch nur auf die ebendaselbst angegebenen Maaßregeln, 
die hier insgesammt ihre Anwendung finden, beschränkt. 
Um die Empfänglichkeit gegen das Scharlach-Conlagimm auf äahnliche Weise, wie durch bie 
Kuhpockenimpfung die gegen Menschenblattern, zu tilgen, hat man nach Verwerfung mancher anderen, 
früher zu diesem Behufe empfohlenen Mittel, seit einer Heihe von Jahren den Gebrauch sehr kleiner 
Gaben von Bellaclonna gerathen und in vielen Epikemien auch bereiks versuchsweise von biesem 
Mittel Gebrauch gemacht. Die aus diesen Versuchen gewonnenen Resultate sind indessen keinesweges 
so übereinstimmend und so entscheidend gunstig ausgefallen, baß sich darauf eine amtliche Empfehlung 
bieses Verfahrens begründen ließe, und wird dessen Anwendung oder Nichtanwendung im concreten 
Falle demnach lediglich dem Ermessen der betreffenden Aerzte anheimgestellt bleiben müssen. 
5. 55. Ist Jemand am Scharlachfieber erkranke, so werden die Angehörigen wohl thun, 
sich, so wie sie die Natur dieses unter keinen Umständen (vergl. §. 52.) gering zu achtenden Uebels 
nach der obigen Anleitung sicher oder auch nur muthmaßlich erkannt haben, baldigst nach ärzelicher 
Hülfe umzusehen. Bis ihnen aber dieselbe zu Theil geworden, so“ wie auch nachher, baben sie ihre 
Wirksamkeit hauptsächlich auf fsolgende Regeln der diätetischen Fürsorge zu richter 
1. Hinsichtlich der Ziamertemperatun, der kagerung des Kranken und seiner diat gilt das 
5. 47. 1 — 3. bei den Pocken Gesagte. 
2. Der sehr lästige Halsschmerz wird zwar durch Dämpfe von Fliederkhee, dem ekwas Ho- 
nig und Essig zugemischt worden, oder durch Ausspühlen des Schlundes mit dieser Flüssigkeit, so wie 
burch langsames Niederschlucken ven etwas Sauerhonig, Alehäensprup und dergl. nicht selten gelin- 
dert; hat er aber einen hohen Grad erreicht, so erfordert er meist eine genauere ärztliche Berücksschtigung. 
Eine vorzügliche Aufmerksamkeit werde auch noch dem Zeitraume der Abschuppung ge- 
widmet, vor deren völliger Beendigung der Kranke das Zimmer keinenfalls verlassen darf. Ueber- 
haupt wird, selbst im warmen Sommer ein im Ganzen sechswöchentliches Hüten des Zimmers zu 
denjenigen Vorsichtsmaaßregeln gehören, die bei Scharlachkranken, selbst wenn die Zeichen der Abschup- 
pung
	        
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