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Person, Wohnnng, Lagerstellen und Effeklen, namenklich aber selner Leib- Berabadsche und Kleidums-
stücke, zumal solcher, welche mit der kranken Haut in unmittelbarer Benührung standen, um so s#or
fältiger zu achten, als die Fälle sehr gewöhnlich sind, wo allein wegen Unterlassung einer gründlichen
Reinigung eines einzigen Gegenstandes dieser Art, z. B. des Aermelfutters, die Ansteckung den Gene-
sencn selbst und von ihm aus die Weiterverbreilung der Krätze immer wieder von Neuem erfolgt ist.
§S. 69. Da die Krätze ein Uebel ist, welches in frischen Fällen meist rasch und leicht, oft schon
binnen 8 Tagen, in eingewurzelten dagegen nur langsamer und zuweilen sehr schwer zu heilen ist und
von selbst niemals schwindet; so liegt schon darin für einen Jeden, der, nach den, §&. 66. angegebenen
Merkmalrn davon infizitt zu seyn glaubt, eine Aufforderung, sich nach ärztlichem Beistande so zei-
tig als möglich umzusehen. Bis ihm aber derselbe gewährt worden, hat jeder Krätzige, welchem an
fuuntr *9 Wiedergenefung gelegen ist, sich die Beachtung folgender Verhaltungsregeln angelegen
eyn zu lassen.
1. Er befleißige sich der moͤglichsten Reinlichkeit seiner selbst und seiner Umgebung. Wie bei
ber Spphilis, so ist es auch bei der Kraͤtze, unmittelbar nach gegebener Gelegenheit zur Ansteckung,
zuweilen noch moͤglich, durch ein sorgfaͤltiges Waschen des Körpers, namentlich der exponirt gewesenen
Theile, mit lauwarmem Seifenwasser das noch auf der Oberfläche haftende Gift fortzuschaffen, seine Ein-
saugung zu verhindern und somit der Krankheit selbst vorzubeugen. Ebenso wird aber auch im Ver-
lauf derselben ein flcisiges Waschen und Baden des Körpers mit und in Seifenwasser, ja bei Er-
wachsenen mit nicht sehr empfindlicher Haut das vollständige Einreiben einrr aus schwarzer Seife und
warmem Wasser bereiteten dünn flüssigen Salbe in alle unbehaarke Theile des Körpers (mie Aus-
nahme des Gesichts) und belonders in die mit Krätzpusteln behaftern Stellen, Morgens und Abends
vom Kranken selbst unternommen und bis zur Entsiehung eines Gefühls von Brennen, ober einer Ab-
schilferung der Oberhaut, fortgesetzt, die Kur wesentlich fördern.
2. Während dessen huce der Kranke bis zu seiner vollsihndigen Genesung, wo nicht bas Bett,
so boch wenigstens das Zimmer, dessen Temperatur immer warm sey.
3. Seine Diät sey mäßig; er meide besonders alle fette und Kark gesalzene Kost, und sorge
für gebbrige Leibesôffnung.
11. Der Weichselzopf.
S. 70. Weichsel-, Wichtel= oder Judenzopf (Poln. Kollan) heißt eine unker Völkern
Sarmatischen Ursprungs, innerhalb der Grenzen des Preußischen Seaats daher in der Regel nur in der
Provinz Pesen und in einem Theile der Provinz Preußen, vorkommende Krankheit, welche sich durch
eine eigenehumliche Verdnderung und Verwirrung (Verfilzung) der Haare zu erkennen giebt. Ist nun
aber gleich kiese Veränderung der Haare, auf welche sich auch der Name der Krankhyit bezieht, das
eigenthümlichste, dußerlich hervortretende Merkmal derselben, so darf man den Weichselzopf boch keines-
weges für ein örtliches Leiden der Haare oder derjenigen Körperkheile, welche vorzugweise mit Haa-
ren bewachsen sind, erachten, vielmehr ist er eine allgemeine Krankheit des Körpers, bei der durch
eine fehlerhafte Richtung der Ernährung und Saftebereitung eine krankhafte Materie erzeugt wird, die
gewöhnlich nach vorausgegangenen, sehr mannigfaltigen und an sehr verschiedenen #ganen sich
dutßernden Zufällen auf dem behaarten Theile des Kopfes, oder an einer andern behaarten Stelle
hervorbricht, gleichsam sich dort ablagert und die erwähnee Veränderung nach sich zieht. Selbst, wo
das Uebel durch Uebertragung von Außen entstanden, anfangs mehr örtlich scheint, pflegt es sehr bald
zu einem solchen Allgemeinleiden sich zu gestalten.
Weil aber jene, der eigenthümlichen Jopfbildung meistentheils vorangehenden Zufälle
von so verschiedener Art find, bald in bloßer Abspannung und Verstimmung, — bald in heftigen und
anhaltenden allgemeinen Glicder= oder Kopfschmerzen, auch wohl Stechen unter den Nägeln, — oder
in hypochondrischen, hysterischen und andern Nervenbeschwerden, selbst Krämpfen, Sinnes= und Gei-
stesstörungen, — bald in Unterleibs= oder Brustleiden, — balb in auffallender Veränderung der Aus-
sonderungen, in Hautauoschlägen, — oder in Anschwellungen der Drüsen, der Gelenke (giftartigen
Erscheinungen) u. s. w. bestehen; so ist es schwer, sie insgesammt gerade als Vorboten des Weichsel-
zopfes zu erkennen. Einen schon begründeteren Verdacht der sich bildenden Zopfkrankheit dagegen er-
regen, zumal in cinem #ande, wo dieselbe einheimisch ist, einige, selten ganz fehlende Zufälle, nament=
lich sehr beftiger Kopsschmerz mie Ohrensausen und Flimmern vor den Augen, cin prickelndes und
stechendes Gefühl der Kopfhaut, mit häufigen meist übel riechenden Kopfschweißen verbunden.
Nachdem nun dergleichen Zufalle kürzere, oder längere Zeit, zuweilen Monate, ja Jahre lang
vorausgegangen sind, erfolgt, meist unter Nachlaß ober gänzlichem Verschwinden jener
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