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5. beftige und oft wiederholte Aufrelzung zum Zorn ober anhaltende große Aengstigung burch
Misthandlungen u. dergl.;
6. Wermäzige Anstrengung der Thsere, besonders zur Sommerszeit;
7. schlechtee, verkorbene oder der Natur der Tdiere nicht entsprechende Nahrungsmittel
und unreines, mik schmutzigen faulenden Stoffen vermischtes Wasser oder gänzlicher Mangel an
Getränk. " .
§.A9.DiebeibengenannkesiThiekenvonfelbstsichcntsvickelndeTollkrankheitkannabek
dukchAnsteckungaufalleSåugkhierc,auchaufdenMcnschcnübertragenwekdkn,undbeibcn
blos von Pflanzennahrung lebenden Thieren, wie z. B. bei Pferden, dem Nindvieh, den
Schaafen, Ziegen rc. entsteht sie allein auf diese Weise.
Das diese Ansteckung vermittelnde Contagium, das sogenannte Wuthgift, besitzt folgende
Eigenschaften:
1. Es ist ein fires Conlagium.
2. Es haftet besonders an dem Speichel eines wuthkranken Thieres, aber auch die übrigen.
Saäfste, namentlich das Blut, die Milch, so wie die vom Blute durchdrungenen festen Theile, z. B.
bas Fleisch eines solchen Thicres, sind als unverdächtig nicht zu betrachten.
3. Der gewöhnliche Weg der Uebertragung des Conlagiuns ist: der Biß eines wuthkranken
Thieres und genügt auch die kleinste bei dieser Gelegenheit beigebrachte Wunde, sa selbst ein bloßes
Eindrücken des mit dem Geifer befeuchteten Zahns in die Haut, um eine solche Uebertragung des
GEifts zu vermitteln. Dasselbe kann aber auch ohne Biß der Oberfläche eines Körpers wirksam beigedracht
werden) z. B. beim bloßen Belecken einer zerkratzten, geritzten oder sonst wunden, ja sogar nur sehr
zarten Hautstelle durch einen tollen Hund, oder wenn der Geifer eines wuthkranken Thiers oder das
noch frische Blut desselben bei anderer Gelegenheit, z. B. beim Eingeben von Arzucien rc. oder durch
die Berührung von damit besudelten Gegenständen, in eine solche Hautstelle gelangt. Ja wahrschein-
lich is die Krankheit in manchen Fällen auch dadurch verbreitet worden, daß Hunde und andere
fleischfressende Thiere die Milch der kollen gesoffen oder nach dem Tode der letzteren von ihrem Fleische
efressen haben. 6
gesea 4. Die Empfänglichkeit für das Wuthgife ist sehr allgemein verbreitet und namentlich schützt
auch bei Menschen, außer der Vermeidung der Gemeinschaft mit dem Gifte, kein Alter, kein Geschleche,
keine bekannte besondere beibesbeschaffenheit, keine vebensweise, kein Stand vor der Einwirkung desselben.
5. Der zwischen dem Augenblicke der Uebertragung des Contagiums und dem Ausbruche der
Krankheit selbst mitten inne liegende Zeitraum —- der einzige, in welchem durch eine angemessene
Hülfsleistung die Gefahr jener Einwirkung noch abgewandt werden kann, — ist sehr verschieden, und
namentlich sind einzelne, von tollen Hunden gebissene Menschen schon nach wenigen Tagen, andere
nach Monaten, noch andere sogar erst nach Jahresfrist von der Wasserscheu befallen worden.
6. 90. Die Tollkrankheit giebt sich nun bei den verschiedenen, entweder ursprünglich oder durch
Anfteckung davon ergriffenen Thleren durch folgende Merkmale zu erkennen.
Bei den Hunden erscheint sie im Allgemeinen unter zwei verschiedenen Formen, kie man mit
ben, sich auf das dußere Ansehen beziehenden Namen der „rasenden“ und der „stillen Wuth“ be-
legen kann.
Beide Formen sind im Wesentlichen innig mit einander verwandt und die erstere geht ofte in
die letztere über.
A. Die rasende Wuth. Sie kommt häufiger, als die flille Wuth, vor und Außert sich
folgendermaßen:
1. Die erkrankenden Hunde ändern zuvörderst auf irgend eine bemerkbare Weise die Art ihres
Benehmens. Die meisten verlieren ihre bisherige Freundlichkeit, werden verdrießlich, mürrisch) gegen
hartes Anrufen und gegen Drohungen empfindlich, so daß sie leicht knurren, ja selbst beißen; andere
werden dagegen mehr träge, selbst traurig, liegen gern ungestört an duntlen Orten und beim Gehen
schleichen sie langsam von einer Stelle zur andern.
2. Die meisten Hunde zeigen, schon vom Beginn der Krankheit an, eine ungewöhnliche Un-
ruhe: sic laufen ohne Veranlassung umher, verweilen nirgends lange und wechseln selbst beim Liegen
oft den Ort: Diese Unruhe ist aber nicht anhaltend in gleicher #i#t zu bemerken, sondern wechselt
mit ganz ruhigen Jwischenräumen ab. Bei der Zunahme der Krankheit, etwa um den Sten — iten
Tag, artet sie bäusg so aus, daß die Hunde das Haus ibrer Herrn verlassen und, gleichsam bewußt-
los, weit umherschweifen; wenn aber hiernach der ruhige Moment wieder eingelreten ist (was zuwei-
len nach 4— 8 Stunden, mitunter aber erst nach 21 Stunden geschieht), so suchen die meisten doch
wie-