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Die Pruͤfung und Entlassung des Lehrlings erfolgt, wenn derselbe bei
dem Genossen einer Innung gelernt hat, durch die Innung.
Hat der Lehrling bei einem andern Gewerbetreibenden in der Lehre
gesianden, so erfolgt die Prüfung und Entlassung, unter Zuziehung geeigneter
Sachverständigen, in den Städten durch die Kommunalbehörde, auf dem Lande
durch die Ortspolizei-Obrigkeit. Die Kommunalbehörde oder die Polizei-Obrig-
keit ist jedoch ermächtigt, die Prüfung durch eine in der Nähe befindliche Prü-
fungsbehörde (9#. 162. 107.) zu veranlassen.
Eben so bleibt den Lehrlingen, welche nicht bei Innungsgenossen gelernt
haben, freigestellt, die Prüfung vor einer Prüfungsbehörde (G. 162. 107.)
abzulegen. Diese hat ihnen, nach genügend bestandener Prüfung, hierüber ein
Zeugniß zu ertheilen, auf dessen Grund die Kommunalbehörde oder die Orts-
Polizei-Obrigkeit die Entlassung bewirken und das Entlassungszeugniß aus-
fertigen muß.
G. 158.
Die Innungen, die Kommunalbehörden und die Ortspolizei-Obrigkeiten
haben über die Aufnahme und Entlassung der Lehrlinge vollständige Verzeich-
nisse zu führen.
K. 159.
Für die Aufnahme und Entlassung der Lehrlinge dürfen keine Gebühren
erhoben, sondern nur die baaren Auslagen, als: Stempel, Kopialien, Diäten
für die einzelnen Innungsgenossen und Sachverständigen, welche die Prüfung
bewirkt haben u. s. w., in Ansatz gebracht werden.
C. 100.
Personen, welche nach der über ihre Unterweisung in gewerblichen Kennt-
nissen und Fertigkeiten mit selbstständigen Gewerbetreibenden getroffenen Ueber-
einkunft nicht als Lehrlinge anzusehen sind (V. 146 — 159.), oder das Gewerbe
in anderer Weise, als bei einem selbstständigen Gewerbetreibenden, erlernt haben,
können, wenn sie bei den Genossen einer Innung unterwiesen worden sind, bei
der Innung, sonst aber bei der Kommunalbehörde oder Polizeiobrigkeit darauf
antragen, daß sie über die einem Gesellen nöthigen Kenntnisse und Fertigkeiten
CGWV. 148. 157.) geprüft werden, und daß ihnen, nach genügend bestandener
Prüfung, hierüber ein Zeugniß ertheilt werde.
9. 161.
Die Bestimmungen der §. 134 bis 160. finden auf die Gehuͤlfen und
Lehrlinge der Apotheker und Kaufleute, ingleichem auf die Werkmeister in Fa-
briken, keine Anwendung. Die Verhältnisse derselben zu ihren Lehr= und Arbeits-
herren sind fernerhin nach den bisherigen Vorschriften zu beurtheilen.
(Nr. 2511.) Tit. VIII.