Full text: Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten. 1866. (57)

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g. 2. 
Bei der Einschaͤtzung (Bonitirung) der Grundstuͤcke darf uͤber den vor- 
gefundenen Zustand derselben, sowohl in Ansehung der Kulturart als der 
physischen Beschaffenheit, nicht hinausgegangen und auf beabsichtigte oder 
mögliche Emporbringung des Ertrages daher keine Rücksicht genommen werden. 
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Die Aecker, einschlietlich der Gärten, werden in folgende Klassen einge- 
schätzt und mit den Benennungen derselben bezeichnet: 
1) Weizenboden erster Klasse. 
Fehlerfreier milder Thonboden mit einem Sandgehalt von 35 
bis 50 Prozent und 65 bis 50 Prozent abschwemmbarer Erde, unter 
der letzteren so viel fetter Thon, daß er im feuchten Zustande schlüpfrig 
an Pflug und Egge kleben bleibt, fektartig anzufühlen ist, beim Druck 
sich verballt und im trockenen Zustande rissig wird, beim Zerbrechen 
in den abfallenden Stücken Würfel bildet und, wenn er feucht ist, 
eine schwarze oder der schwarzen nahe kommende dunkelbraune Farbe 
hat. Er liefert nach frischer Düngung einen Kornertrag von wenigstens 
9 Scheffel Weizen pro Morgen. 
2) Weizenboden zweiter Klasse. 
Entweder das Mengungsverhältniß des vorigen, wenn eine 
flache oder flachgehaltene Ackerkrume, oder ein undurchlassender Unter- 
grund, oder schwieriger Wasserabfluß, oder Mangel an alter Kultur 
dessen Fruchtbarkeit vermindern, oder ein größerer Sandgehalt, in 
welchem letzteren Falle dieser Acker gewöhnlich Lehmboden genannt 
wird, aus 50 bis 65 Prozent Sand und 50 bis 35 Prozent ab- 
schwemmbarer Erde bestehr und unter der letzteren so viel Thon hat, 
daß er im trockenen Zustande hart wird und beim Bruch nicht in 
Pulver zerfällt, sondern sich körnigt zeigt. 
Er liefert nach frischer Düngung einen Kornertrag und zwar 
die erste Unterart von wenigstens 8 Scheffel, die zweite von wenigstens 
74 Scheffel Weizen pro Morgen. Beim Reinertrage gleicht sich diese 
Differenz durch die entgegengesetzte Verschiedenheit der Produklions-= 
osten aus. 
3) Gerstboden erster Klasse. 
Sandiger Lehmboden mit 65 bis 75 Prozent Sand und 35 
bis 25 Prozent abschwemmbarer Erde, die so viel Thon enthält, daß 
er bei länger anhaltender Sommerdürre schwierig zu beackern ist. Er 
bildet kleine Klöße, die bei einem nicht zu starken Oruck mit der Hand 
in kleine Körner und Pulver zerfallen. Er giebt nach frischer Düngung 
einen Kornertrag von wenigstens 8 Scheffel Roggen pro Morgen. 
(6.
	        
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