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welche erst bei der muͤndlichen Verhandlung zur Sprache gekommen sind, die
Faͤllung des Urtheils auszusetzen, und einen Termin zur Fortsetzung des Ver-
fahrens zu bestimmen.
. 33.
Erscheint der Angeklagte, der gehörig erfolsten Vorladung ungeachtet,
in dem Termine nicht, oder verweigert er in demselben, über die Anklage sich
zu erklären, so wird in conlumaciam der Beweis aufgenommen, und nach
Anhbrung des Polizeianwalts so wie des für den Angeklagten etwa aufgetre-
tenen Vertheidigers, das Urtheil gefäll und verkündet.
9 Dem ausgebliebenen Angeklagten ist das Urtheil in Ausfertigung zu-
zustellen.
9. 34.
Hat eine Beweisaufnahme durch Einnehmung des Augenscheins an Ort
und Stelle Statt gefunden, so muß das daruͤber aufgenommene Protokoll bei
dem muͤndlichen Verfahren vorgelesen werden.
g. 35.
Zeugen, die nicht vorgeladen worden, allein in der Naͤhe befindlich sind,
kann der Richter sogleich durch den Gerichtsdiener gestellen lassen.
Dasselbe gilt von gehoͤrig vorgeladenen, aber ausgebliebenen Zeugen.
Hat ein solcher Zuge sein Ausbleiben nicht im Voraus entschuldigt, so kann
gegen ihn von dem Gericht ohne weiteres Verfahren eine Gelddge. bis zu
20 Thalern oder eine Gefängnißstrafe bis zu acht Tagen, und die Verpflich-
tung zur Tragung aller Kosten festgesetzt werden, welche durch die von ihm
verursachte Ansetzung eines neuen Termins entstehen. Die Niederschlagung die-
ser Strafe und die Entbindung von der Kostentragung ist von dem Gericht
nur dann zu bewilligen, wenn der Zeuge binnen 14 Tagen nach Zustellung der
Strafverfügung sein Ausbleiben genügend entschuldigt.
S. 36.
Kann bei dem mündlichen Verfahren die Vernehmung eines Zeugen we-
gen Krankheit, Alterschwäche, großer Entfernung oder anderer unabwendbaren
Hindernisse nicht erfolgen, so ist solche anderweit zu bewirken, und in diesen
Fäallen, sowie alsdann, wenn ein schon zuvor gerichtlich vernommener Zeuge
inzwischen verstorben ist, das Vernehmungsprotokoll bei dem mündlichen Ver-
fahren vorzulesen. Doch kann der Richter, wenn die Beseitigung jenes Hin-
dernisses möglich ist, und er die Abhörung des Zeugen zur Aufklärung der
Sache für nothwendig hält, die Vertagung des Verfahrens und die Vorla-
dung des Zeugen dazu beschließen.
S. 37.
Findet der Richter bei Beurtheilung der That des Angeklagten, daß
solche ein Verbrechen enthaält, dessen gesetzliche Strafe seine richterliche Kompe-
tenz überschreitet, so hat er die Sache an das kompetente Gericht abzugeben.
F. 38.