Object: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

506 V. Abschnitt. Der Luftverkehr. 
Stahlrohren zum Auffangen des Landungsstoßbes aufgehängt. Das 
Gerippe der Gondel bestand aus Stabhlrohren, die Umkleidung aus 
Aluminiumblech. Die Gondel war wieder nur 3 m unter dem Rahmen 
angebracht. Die Höhensteuerung wurde durch Schrägstellung von Segel- 
flächen bewirkt; die vorn und hinten am Rahmen angebracht waren. 
Die Seitensteuerung erfolgte durch eine senkrechte Fläche von 12 qm. 
Die 40 pkerdige Dalmnn sche Kraftmaschine, die bei der Zerstörung des 
„Le Jaune“ nicht zugrunde gegangen war, wurde in die Gondel des 
„Lebaudy“ eingebaut. Sie verbrauchte 14 kg Benzin in der Stunde. 
Betriebsstoff für 14 Stunden konnte mitgeführt werden. Am 4. August 
1 begannen die Fahrten des „Lebaudy“, bei denen eine Eigen- 
geschwindigkeit von 11 m'sek. berechnet wurde. Nachdem am 28. Au- 
gust 1904 das Fahrzeug beim Landen losgerissen und ohne Insassen 
davongeflogen, aber nach 4 Stunden ohne wesentlichen Schaden gelandet 
war, wurde im Winter eine stärkere (50 pferdige) Kraftmaschine ein- 
gebaut und an Einzelteilen manches gebessert. Auch bei den alsdann 
einsetzenden neuen Fahrten erwies sich der „Lebaudy- als durchaus 
standfest, lenkbar und landungsfähig, und das veranlaßte im Jabre 1905 
eine Reihe von Probefahrten, die von einem Ausschusse von Heeres- 
vertretern beobachtet und beurteilt wurden. Das Fahrzeug hat dabei 
trozz manchen Mißgeschicks den gestellten Anforderungen genügt und 
wurde von der französischen Heeresverwaltung als Grundform der fran- 
zösischen Heeresluftschiffe angekauft. Die dieser Grundform entsprechen- 
den Fahrzeuge sind auf größere Ausmessungen gebracht. Daneben sind 
im französischen Heere in den Fahrzeugen „Ville de Paris“, „Clément 
Bayard“, „Ville de Bordeauk“, „Renard“ abweichende Formen auf- 
genommen worden, bei denen statt der Dämpfungsflächen Dämpfungs- 
zylinder oder Dämpfungskegel verwendet werden und die Versteifung 
des Tragkörpers nicht durch einen Rahmen, sondern lediglich durch eine 
sehr langgestreckte Gondel erzielt wird. Die Schiffe nach der Grund- 
form des „Lebaudy“, also mit halbstarrem Tragkörper, haben sich aber 
im ganzen doch so gut bewäbrt, daß ähnliche Formen auch anderswo 
angewendet wurden. 
Die bemerkenswerteste Anwendung halbstarrer Tragkörperliegt in dem 
deutschen Heeresluftschiffe M. L. („Militärluftschiff“) vor. Sein Entwurf 
entstammt der gemeinsamen Arbeit des Majors Gnoss, des Oberingenieurs 
BASENACH und des Hauptmanns SpERLING. Das erste Versuchsschiff 
wurde 1904 gebaut mit 40 m Länge und 18900 chm Gasinhalt, es konnte 
3—4 Personen und Betriebsstoff für 6—7 Stunden mitnehmen. Bei den 
Versuchsfahrten erwiesen sich einige Verbesserungen als nötig, die bei 
den späteren großen Ausführungen des Fahrzeugs berücksichtigt worden 
sind. Das zweite Fahrzeug „N. L. II/ hatte 66 m Länge und 5000 chm 
Gasinhalt, das dritte „M. L. III St m Länge und 6500 chm Gasinhalt,
	        
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