Full text: Gesetz- und Verordnungs-Blatt für das Königreich Bayern. 1902. (29)

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Die Erscheinungen am lebenden Thiere sind: Abgeschlagenheit, Abnahme der Freß- 
lust, Verstopfung, später stinkender Durchfall und Abmagerung, ferner mit grindartigen 
schwärzlichen Krusten bedeckte Flecke an Rüssel, Ohren, Hals, Rücken und After. Nicht 
selten findet sich eine eitrige Entzündung der Angenbindehaut vor. 
Beim geschlachteten Thiere sind oberflächliche und tiefere, graue und graugelbe 
Verschorfungen in Form von Knötchen, größeren Platten, bröcklichen Knöpfen und mehr oder 
weniger tiefgehende geschwürige Entzündungen im Bereiche des Verdauungsrohrs, insbesondere 
des Blind= und Grimmdarmes, vorhanden. 
Auf die Schlachtvieh= und Fleischbeschau finden die Bestimmungen für Schweineseuche 
(vergl. Nr. 12) sinngemäße Anwendung. 
14. Die Ruhr. 
Als Ruhr oder weiße Ruhr bezeichnet man eine bei Kälbern, seltener bei Lämmern 
seuchenartig auftretende Magen= und Darmentzündung. 
Am lebenden Thiere findet man einen unstillbaren Durchfall, Anfangs schmierigen, 
hellgelben oder grünlichen, später weißlichen, dünnflüssigen, übelriechenden Koth. Der Durch- 
fall stellt sich in den ersten Tagen nach der Geburt ein und führt meist nach ein bis zwei 
Tagen unter hochgradigem Kräfteverfalle zum Tode. 
Erscheinungen am geschlachteten Thiere sind: Starke Abmagerung, verwaschene 
Röthung der Dünn= und Dickdarmschleimhaut, Schwellung und blutigwässerige Durch- 
tränkung der Gekrösdrüsen, kleine Blutungen am serösen Ueberzuge des Herzens, am Brust- 
und Bauchfelle, schmutzigrothe Färbung und feuchte Beschaffenheit des Muskelfleisches. 
Auf Ruhr ist namentlich zu achten bei Kälbern (§8 8). Die Schlachtvieh= und Fleisch- 
beschau bleibt dem Thierarzte vorbehalten (8§ 11, 31). 
15. Die Diphtherie der Kälber. 
Der Erreger der Kälberdiphtherie ruft tiefgehende Entzündungen und Verschorfungen 
der Maul= und Rachenschleimhaut, manchmal auch der Schleimhaut des Kehlkopfs, der 
Luftröhre, des Schlundes und des Pansens hervor. Diese örtlichen Entzündungen kenn- 
zeichnen sich durch scharf begrenzte graugelbe, zerklüftete Herde, welche Geschwüre zurücklassen. 
Sie können schon nach kurzer Zeit zu einer schweren Lungenentzündung oder jauchigen Blut- 
vergistung führen, an welcher die Thiere sterben. 
Auf Diphtherie ist namentlich zu achten bei Kälbern (§ 8). Die Schlachtvieh= und 
Fleischbeschau bleibt dem Thierarzte vorbehalten (8§8 11, 31). 
16. Die jauchige Blutvergiftung. 
Die jauchige Blutvergiftung ist die wichtigste Krankheit für die Fleischbeschau, da auf 
sie die meisten Fleischvergiftungen zurückzuführen sind. Die Krankheitskeime der jauchigen
	        
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