Full text: Gesetz- und Verordnungs-Blatt für das Königreich Bayern. 1912. (39)

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VII Auf die Einhebung und Beitreibung von öffentlich-rechtlichen Leistungen an das orts- 
kirchliche Stiftungsvermögen oder die Kirchengemeinde, einschließlich der Strafen, sowie auf 
die Bewilligung von Nachlässen bei solchen oder sonstigen Leistungen finden die für Kirchen- 
umlagen gegebenen Vorschriften entsprechende Anwendung. 
VIII Bei Herstellung der Grundlagen für die Kirchenumlagenregister und sonst notwendigen 
Verzeichnisse haben Staats= und Gemeindebehörden nach Maßgabe der von den zuständigen 
Ministerien getroffenen Regelung mitzuwirken. 
IX Alle Personen, die bei der Feststellung und Einhebung der Kirchenumlagen oder der 
Beschaffung der Grundlagen amtlich mitwirken, sind zur Geheimhaltung dessen verpflichtet, 
was ihnen hiebei über die Vermögens= und Einkommensverhältnisse der Pflichtigen bekannt wird. 
Art. 107. Hinterziehungen. 
1 Wer mit Rücksicht auf die Kirchenumlagen oder sonstige Leistungen für kirchliche Zwecke 
sein Bekenntnis verleugnet und auf diese Weise seinen Beitrag hinterzieht, wird auf Antrag 
der Kirchenverwaltung mit einer Geldstrafe bis zum vierfachen Betrag des hinterzogenen 
Beitrages belegt. Die Geldstrafen fließen der geschädigten Kasse zu. 
II! Bei Zuwiderhandlungen richtet sich die Zuständigkeit und das Verfahren nach den 
allgemeinen Vorschriften des Reichsgerichtsverfassungsgesetzes und der Reichsstrafprozeßordnung. 
III Hinsichtlich des Verfahrens im Verwaltungswege finden die Vorschriften in Art. 86, 87 
Abs. I, 88 Abs. I, 89 Abs. I—III und V, 90, 91 und 92 Abs. II des Ausführungs- 
gesetzes zur Reichsstrafprozeßordnung entsprechende Anwendung mit der Maßgabe, daß an 
Stelle der Zollbehörde hier die Distriktsverwaltungsbehörde zu treten hat. 
IV Die Strafverfolgung verjährt in drei, die Vollstreckung der rechtskräftig ausgesprochenen 
Strafe in fünf Jahren. 
Art. 108. Willenserklärungen von Bekenntnisgenossen. 
1 Wenn auf dem Gebiete der Kirchengemeindeordnung oder bei Bildung oder Umbildung 
von Kirchengemeinden und Kirchengemeindebezirken eine Willenserklärung namens der in 
einem gewissen räumlichen Umkreis wohnenden (Art. 106 Abs. IV) Bekenntnisgenossen 
erforderlich ist, ohne daß es sich um die Beschlußfassung einer Kirchengemeinde oder eines 
ihr ähnlichen Konkurrenzverbandes handelt (Art. 66 Abs. III, 68 Abs. V), so erfolgt sie 
in einer oder mehreren Versammlungen der beteiligten männlichen, volljährigen, selbständigen, 
mit direkter Staatssteuer veranlagten, dann im Besitze der deutschen Reichsangehörigkeit 
und der bürgerlichen Ehrenrechte befindlichen Bekenntnisgenossen in entsprechender Anwendung 
der Vorschriften über Kirchengemeindeversammlungen. 
II Das Weitere regelt die Staatsaufsichtsbehörde.
	        
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