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Mittel, und verbienen, bei der Allgemeinheit der Empfaͤnglichkeit fuͤr dies Contatgium die auf die
Sicherung vor bessen nachtheiliger Einwirkung bezüglichen Verhaltungsregeln (I&. 19— 22.) besonders
Seitens derjenigen eine sorgfältige Beachtung, welche durch ihre Verhältnisse auf kürzere oder längere
Jeit in die Nähe des Contagiuins gelangen.
C. 34. Ist aber Jemand dessenungeachtet von dem Typhus Lußziet worden, ober lassen we-
nigstens die I. 29. als Borboten der Krankheit genannten Symptome solches vermuehen, so mache er
keine Versuche, die bevorstehende Krankheit etwa noch im Keime ersticken zu wollen, was man z. B. durch
den Genuß geistiger Getränke u. gl. zu bewirken vermeint hat, sondern er nehme sofort eie Hülfe ei-
nes Arztes in Anspruch, die ihm da die Krankheik nicht zu den rapide verlaufenden gehöre, in der
Regel noch zur rechteen Zeit zu Theil werden wird. — Vor dem Eintreffen dieser Hülfe werden bie
Angehörigen des Erkrankenden wohl thun, darauf zu achten, daß derselbe sich sofort aller Beschäfr#-
gungen entziehe, in einem kuhl und reinlich zu haltenden, möglichst gerdumigen und luftigen Zimmer,
nur leicht bedeckt, das Beite hüte, allec nährende und erhitzende Kost, zu deren Genuß eine Neigung
überdies nicht vorhanden seyn wird, vermeide, überhaupt wenig oder gar nichts esse, dagegen viel kal-
tes Getränk, reines Brunnenwasser, oder Wasser mit Essig vermische, Brodwasser, Limonade, leichtes
gut ausgegorenes Bier, kalte Milch oder dgl. genieße, und allenfalls ein laues Bad nehme, worin
der Kopf bei starker Eingenommenheit mit kaltem Wasser gekühlt werden kann.
Abgesehen davon, daß ein solches kühles Verhalten die Produktion des Typhus-Komaglums
sehr beschränkt und somit auch für die Umgebung des Kranken wohlthatig wirke, so ist auch, bas
Fieber selbst zu steigern, nichts so geeignct, als die entgegengesetzte Behandlung, wodurch der Andrang
des Bluts gerade nach den leidenden Theilen und damit die Fieberhitze, das Phantasiren 2c. auf eine
verderbliche Weise vermehrt wird. Es ist dies in dem Maaße der Fall, daß Typhuskranke, welche
im Minter in kalten # äumen, ja unter freiem Himmel und ohne besondere Verpflegungsmittel sich
befindend, der Verwahrlosung Preis gegeben zu sepyn schienen, in der Regel eher genasen, als solche,
denen in der vermeintlichen Absiche, ihnen wohl zu thun, in luftdichtverschlossenen oder wenigstens
sorgfältig vor aller Zuglust bewahrten wohlgeheizten Krankenzimmern cine recht warme Bedeckung,
stärkenke Kost u ègl. m. gewährt ward.
3. Die Ruhr.
C. 35. Die Ruhr ist ein mie eigenthumlichen Beschtwerben ber bicken Gedärme verbundenes
Allgemeinleiden des Körpers, welches nach seinem Grade, seinem gut= oder bösartigen Charakter, sel-
ner Zusammensetzung mit anderen beiden und dem Maaße seiner Verbreitung eine sehr verschiedene
Sestalt und Dedeutung gewinnt) sich aber in allen Fällen hauptsächlich durch folgende Erscheinungen
erkennen giebk.
w Nachdem manchmal gewisse sogenannte Vorboten, wie z. B. Schwere und Ziehen in den
Gliedern, Froͤsteln und Schauecr, kolikartige Unterleibsschmerzen, mit Durchfall, zuweilen aber auch mit
Verstopfung, Uebelkeit, Magendruͤcken und Neigung zum Erbrechen vorausgegangen sind, — oft aber
auch ohne solche Vorboten, — zeigen sich als eigenthuͤmliche Symptome der Ruhr: heftige, schnei-
dende, reißende Leibschmerzen in der Mitte und Tiefe des Unterieides, besonders in der Gegend des
Nabels, — desgl. ein mehr oder weniger haͤufiges, nach und nach zunehmendes, ja zuletzt fast unauf-
börliches Drängen zum Seuhlgange mit einem schmerzhaften Zwängen im Mastdarme (Stuhllzwang)e
— mit diesen frequenten Stuhlgaengen aber wird gewöhnlich, wiewohl jedesmal in geringer Quanti-
tät, ein weißlicher oder gelblich-grünlicher, blutiger Schleim, auch wohl reines Blut ausgeleert, welche
Abgänge einen ganz eigenthümlichen unangenehmen Geruch zu verbreiten pfleuen. — Nach der verschie-
denen Färbung der letzteren ha# man soust auch wohl cie sogenannte rothe und weiße Nuhr unter-
schieden, welche Distinktion sedoch nichts für sich hat, und entbehrlich ist, da sie einen ziemlich außer-
wesentlichen und überdies veränderlichen Umstand betriffc.
Die vorgenanmen Krankheitterscheinungen werden nun in der Negel von fieberhaften Zufäl=
len (Frost, der mit Hitze wechfelt, Beschleunigung deo Pulses, Durft 2c.) begleitet. Dieses sogenannte
Ruhrfieber aber ist von sehr verf Jiedener Art, balb sehr mild und einfach, bald bedentend und mit
lästigen Symptomen verbunden: unter besonders ungünstigen Umständen endlich kann co den Cha-
rakter des Typhus (Nerven-, Faul-, Fleckfsiebers) annehmen, und eben dadurch der Ruhr eine bötar-
tige Natur verleihen.
Es treten in einem solchen Falle nicht nur die 5. 29. geschilderten Erscheinungen des Typhus
min aller Vollständigkeit ein, sondern auch die der Ruhr eigenthümlichen Zusälle gestalten sich alsdann
übler: die Stuhlgänge, welche bald mehr schleimige, bald schwarzbraune, mit vielen Blutklumpen ver-
X wischer,