Full text: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1855. (21)

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4) Durch welches Zusammentreffen innerer Anlagen und äußerer Veranlassungen hat 
sich wahrscheinlich die Krankheit erzeugt und entwickelt? 
Bei den Anlagen sind sowohl die geistigen als körperlichen und bezüglich Beider nicht 
nur die ursprünglichen und angeborenen, sondern auch die während der Entwickelung der 
geistigen und körperlichen Fähigkeiten und Kräfte, von der Kindheit an bis zum Ausbruche 
der Krankheit durch äußere Umstände erzeugten Dispositionen sorgfältig zu erforschen und 
aufzuführen, folglich 
A. in Rücksicht des Geistes, 
a) aus den Kinderjahren: 
erbliche Anlagen, Temperamente, hervorstechende Aeußerungen des Vorstellungs= und Be- 
gehrungsvermögens, Geisteskultur, Vernachlässigung, Ueberspannung derselben, Verbildung 
durch Lectüre, Schauspiele, Beispiele, harte Behandlung u. s. w.; 
b) aus den Jahren des erwachsenen Alters: 
das Verhältniß der Seelenvermögen gegen einander, der Charakter, hervorstechender 
Hang zu gewissen Beschäftigungen und Genüssen, gewisse Liebhabereien, vorzügliche Uebung 
oder übermäßige Anstrengung einzelner Kräfte des Gemüths, Zerstreuung, Benehmen, Ar- 
beitsamkeit, Umgang u. s. w.; 
B. in Rücksicht des Körpers, 
a) aus den Kinderjahren: 
Verletzungen bei der Entbindung oder später, besonders Kopfverletzungen, Mißhand- 
lungen, übermäßige Anstrengungen zu harter Arbeit, Entwickelung der Zähne und der 
Mannbarkeit, Abnormitäten in diesen Naturgeschäften, Kinderkrankheiten, Hautkrankheiten, 
Entkräftung durch unnatürliche Laster, physische Erziehung überhaupt; 
b) aus den Jahren des erwachsenen Alters: 
Krankheiten aller Art, besonders solche, wobei der Kopf vorzüglich gelitten hat, oder 
durch welche die Geistesfunktionen leicht zerrüttet werden können. 
In Rücksicht der äußeren Veranlassungen ist eines Theils auf die allgemeinen Ein- 
flüsse der äußeren Natur, z. B. Beschaffenheit der Luft und des Wassers in dem Wohnorte 
des Kranken, die Lage und Beschaffenheit der Wohnung, die Art der Beköstigung, Kleid- 
ung u. s. w., anderen Theils aber, und insbesondere auf die Beschäftigung, Gewerbe, Lebens- 
art und Ordnung, die Diät, die besonderen Verhältnisse des Kranken, seine Lage, häusliche 
Unglücksfälle, häusliches Glück, in den Körper gekommene Gifte, Mißbrauch gewisser Heil- 
mittel (des Aderlasses, Purgirens 2c.) oder geistiger Getränke u. s. w. zu sehen. 
5) Welche Mittel, sowohl pharmaceutische als moralische, sind beim Ausbruche und 
im Verlaufe der Krankheit angewendet worden, wie lange und unter welchen Be- 
dingungen hat man eine bestimmte Heilmethode fortgesetzt, welche Bändigungs-
	        
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