Full text: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1900. (66)

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Werden die Kreishauptmannschaften als Verwaltungsgerichte thätig, so haben sie sich 
als solche zu bezeichnen. 
83. Die Verwaltungsgerichte fassen ihre Beschlüsse nach Stimmenmehrheit, vor- 
behältlich der Bestimmung des 8 13 Absatz 1. 
Bilden sich bei der Entscheidung über die Höhe einer Summe oder Haftstrafe mehrere 
Meinungen, von denen keine die Mehrheit für sich hat, so werden die für die höchste 
Summe oder Haftstrafe abgegebenen Stimmen den für die nächst geringere abgegebenen 
so lange zugerechnet, bis sich eine Mehrheit ergiebt. 
Die Reihenfolge bei der Abstimmung richtet sich nach dem Dienstalter, bei gleichem 
Dienstalter nach dem Lebensalter: der Jüngste stimmt zuerst, der Vorsitzende zuletzt. 
Wenn ein Berichterstatter ernannt ist, giebt dieser seine Stimme zuerst ab. 
Verfügungen, die nur die Leitung des Verfahrens betreffen, erläßt der Vorsitzende 
allein, wenn gesetzlich nichts Anderes bestimmt ist. 
& 4. Das Oberverwaltungsgericht hat seinen Sitz in Dresden. Es wird mit einem 
Präsidenten und der erforderlichen Anzahl von Senatspräsidenten und Räthen besetzt. 
85. Die Mitglieder des Oberverwaltungsgerichtes werden auf Vorschlag des Ge— 
sammtministeriums vom König auf Lebenszeit ernannt und müssen zum Richteramt oder 
zum höheren Verwaltungsdienste befähigt sein. 
Nach seiner Errichtung ist das Oberverwaltungsgericht jedesmal vor der Besetzung 
einer Rathsstelle mit seinem Gutachten zu hören. 
Die Stelle eines Mitgliedes darf, vorbehältlich des § 97, nicht als Nebenamt ver- 
liehen werden. 
Bestehen für die Mitglieder verschiedene Gehaltsklassen, so rücken sie darin nach ihrem 
Dienstalter auf. Hat ein Mitglied vor seinem Eintritt in das Oberverwaltungsgericht 
einen höheren Gehalt bezogen, als ihm hiernach zukommt, so wird ihm der Mehrbetrag 
so lange und insoweit gewährt, als die Summe beider Beträge den Höchstbetrag des Ge- 
haltes eines Rathes des Oberverwaltungsgerichtes nicht übersteigt. Das Aufrücken in 
höhere Dienststellen ist nicht an das Dienstalter gebunden. 
6#6. Anstellungs= und Dienstbehörde des Oberverwaltungsgerichtes ist das Ge- 
sammtministerium. Im übrigen wird die dienstliche Aufsicht über die Mitglieder des 
Oberverwaltungsgerichtes von dem Präsidenten und den Senatspräsidenten nach Maß- 
gabe der §§ 4 Absatz 1, 5, 6, 9 bis 11 des Gesetzes vom 20. März 1880 über das 
Dienstverhältniß der Richter (G.= u. V.-Bl. S. 31), über die Unterbeamten und das 
niedere Dienstpersonal von dem Präsidenten ausgeübt. 
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