-- 11 —
Verlaffen wir den friedlichen Hof de3 Bauern; wandern wir aud
dem ftillen Wiefenthale des Niederlandes den Bergen zu; folgen mir
den Alpenwaffern, die rafchen Sprunges, gleich den tangenden
Burichen, die Hochebene durdeilen, zu den Bergen bed Hodlandes.
Hier im Gebiete Shäumender Mafferfälle und raufchender Wildbäce
wird Alles Iuftiger, großartiger, Eühner; fteile VBerghänge und ttefvers
borgene Felfenthäler und finftere Schluchten finden wir bier, wo bie
mächtigen, von Alter und Wind zufammengebrachenen Tanıen zu uns
berten, ja zu Taufenden, mit fußhohen Mooje überbedt, dahin modern
und den jungen Nahmwuchs aus ihren Leichen aufwachjen lajfen. Sr
diefer wunderreichen Alpenwelt tönt Tas jubelnde Pied jauchzender Lut
durhdringender md heller; alfein auch Die mehmuihguolite Sehnfucht
finget ihre Klagen hier in jchmerziicheren, berzburchiehnetdenten Zöner.
Da fteigt der Hirt fichern Fukes die höchite Felfenwandb Binaıt,
eine Blume, den Preis feiner KRühnheit zu pflüden, er jtedt fie auf
den Hut und fingt ein munteres Xied. Auf einer anderen Söhne aber,
weit vor ihm, wo feine Luft nicht Hindringt, fit wielleicht in ter
todtenftillen Einfamfeit nadter selfen, wo feine Blumen blühen, ein:
Sennerin, die in Wind und Wetter ihr Lird in tas Thal binablingt;
der Hirtenfuabe der näditen Mlpe hört E35 er fingt ed weiter, mod
bald erfchallt «8 von Mund zu Mund die Thäler auf und ab.
Se Höher wir aber im Hochgebirge hinaufiteigen, m jo finiterer,
wilder, menjchenfeindlicher wird Die Durch Die Gleticher erjtarrende un
erfterbende Natur .Hier in der ftummen Debe, wo fein Baum mehr
fte&t, wa Jehroffe Yeifenwände jich emporthürmen, — hier braucht 23
allerdingd „a Schnerd”, wenn der Menjch in diefen Sıhreden nicht,
gleich der Natur, in Zrübfinn vertrauern und erftsrren mill. Aber
ou Hier fchreitet Lüng3 den falten übereijten Yeldmänden frofen
Mutb8 ein äger Daber,
So ift Das Volk, da8 in viefen Bergen und Draußen auf der
Hochebene wohnt, ein abgehärtetes. Nicht nur von Norden, fonbern
auch von Süden wird e8 über die Hohen Gisberge won falten Minten
angeweht; e8 bedarf einer tüchtigen, nachhaltigen Nahrung, und biefe
gewähren ıhm Bier und Knödel, die fein Mark und Bein Eräftigen,
daß e8, jtarfen Knochenbaues, ben Meühjeligfeiten und ten Stürmen
des Vebend Trob bietet, Und daran fehlt e8 ihn nid.
Sind ihm aber auch die Tage milden Sonnenjcheind nur mit
targer Hand zugemeffen, 9 ftrahlt dagegen fein’ Himmel an folhen
Tagen in dem Hefen Blau de3 Südens, wie nicht leicht andermärts
in deutjchen Landen; ijt feine Luft au raus und kalt, jo ift e8 doch
eine reine Mlpenluft, die das Leben erfrijcht und erwedt; Alyenblumen
wachjen an ben Ufern feiner rajcken Wafjer,; die yelfen feiner Berge
reizen jeinen fühnen Geift, fie zu eriteigen; die Einjamfeit feiner IBäl-
der Iodt ihn hinaus und mäbrt feine Leidenschaft zur Sägerei; Friegex
riich tft daher vor Allen fein Sinn und Furht ihn fremd. Kein
beutjhere Stamm Hat mit mehr Musdaner die größten Velhiwerben