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Seiten aus je 17 Säulen. Der Cindruf, den du3 gewaltige Ge:
baubde auf den Beihauer macht, ift durchaus ein wohltbunder. Man
röhlt jih von Der reinen Schönheit archtteftonifcher Formen
geiftig erhoben und ftimmt, vertieft in glückliches Anfkauen Diefe8 wunder:
baren Baued, aus vollem Herzen mit ein in das Rob feines Gründers.
Tritt man nun mit geipanntefter Erwartung in das Srnere die:
fer majeftätfchen Ruhmeshalle, fo wird man von ber Hoheit, Dem
Ganz und der funftfinnigen Harmonie entzükt. Der Sußboden ift
aus buntem Marmor mojaifartig zufammenrgefeht; drei Sinjchriften
find ihm eingefügt — das Jahr de Beichluffes 1807 (zur Beit, als
Deutfhland in den Banden der Knehtigaft lag), das des Beginneng
1330 und ba8 der Vollendung 1842. Die Dede, welche genau ber
Ihrägen Sage des ınetallenen Dades folgt, befteht aus geihliffenen
und vergolbeten Grplatten, mit himmelblauen, fleumwerzierten Gajfet-
ten, nit Schraubenföpfen und vergolbeten Tannenzapfen ungemein reich
und mannigfaltig ausgefämüct. Durch die vorftehenden Pfeiler zers
fallen die Wände in mehrere Felder, die ganz mit foftbarem rothen
Marmor bekleidet find. Sr diefen Wanpfelvern ftehen nun die weißen
Züften der deuten Männer und Helden, die auf die Ent
widelung des Dolfes und feine Gejchichte einen ausgezeichneten Einfluß
geübt haben. Die Büften find in Gruppen eingetheilt, welche Durch
6 Siegeögättinnen (von dem Bildhauer Rauch) getrennt werben.
Ueber ben Räumen, wo fih die Büften befinden, fieht man auf
grauem Örunde weiße Marmortafeln gleiäfam in einem zweiten Ges
te, und auf diefen Tafeln find mit goldenen Yuchftaben die Namen
der Helden und großen Männer deutfcher Vorzeit verzeichnet,
son benen feine Büften angefertigt werben fonnten, da man feine
Bılduıfje von ihnen vorfand. Ihre Anzahl beträgt 64. Wie nun
Die unteren MWandfelder durch die erwähnten mit Bilaltern verzierten
Dfeiler getrennt find, jo ftehen hier 14 foloffale weibliche Statuen
in altgermanifcher Kleidung auf den Pfeilern und tragen das obere
Gebälff. Diefe Riefenjungfrauen, welche bie AWalfyren ober Frie-
gerijchen Sfungfrauen der alten beibnifchen Deutfchen vorftellen, machen
turh Tracht und eigenthümliche Yarbung einen jeltfamen Gindrud.
Shre Gefichtöfarbe ift namlich gelblich, Die Tang herabwallenden Haare
find von bräunlihen Blond ; die Oberkfleider find hellblau, Die Unter:
fleider weiß, Saume und Verzierungen daran find reich vergoldet, und
ein ganz vergoldeter Bärenpelz dient ihnen al8 Lebermwurf.
Den ganzen Saal umzieht ein Frieß, welcher im merfterhaften
S:ulpturen die Urgefchichte Deutjchlands (von Prof. Martin Wagner
in Rom) dbarftelt. Berühmt find die Rundbilder Schwanthaler'8 an
beiden Gtebeln de Tempel. Das gegen Süden gelegene verfinns
bifbliht die Stegesfeier Germaniend in 15 Figuren, melde Iym:
boliih an Deutjchlants Wiederherfteflung nah Beendigung ded Be-
freiungsfriegeß erinnern folen,; das nörblih jchauende die Her:
mannsfhlaht im Teutoburger Walde.