— 541 —
vuft CHriftus aus: Mir Haft du Arbeit gemadht in deinen
Sünden, und haft mir Mühe gemagt in deinen Miffethaten.
Da ftand denn die Sonne der Trübfal oh, ald Er rief: „Mein
Gott, mein Bott, warum haft Du mich verlaffen ?" und „Mich bürftet!”
Er neigte Sein Haupt und ftarb und ward begraben. In diefer Beit
fingt die Kirche: „OD Haupt, voll Blut und Wunden " — „Ein Yämmlein
geht und trägt Die Schuld * — „D Lamm Gottes unjhuldig.” Aber
an dritten Tage ftand der Herr wieder auf und warb am Himmel-
fahrtstage erhöhet zur Nechten Onttes. — „Jefus Tebt, mit ihm auch ich.
E83 nahet der Herbft. Der Herbit ift die Frucht und Grntezeit.
Da fteht der Segen Gotted auf den Feldern; e3 reift das, was au8-
gefäet if. Am Pfingftfefte gießt der Herr Seinen Geil aud und
gründet feine Kirche. Am Irinitatifeite wird ber Welt zugerufen:
53 jei denn, daß du von Neuem geboren werdet, fannjt du nicht in
das Neich Gottes kommen. Nun folgen die Früchte der neuen Geburt.
Sin aller Trübfal Soll unfer Wandel im Himmel Jein; da8 predigt und
der arme Sazarud. Hüten follen wir und vor jener Heuchelei, die
den Herrn mit dem Meunde befennt, aber mit Herz und Wandel ferne
von ihm bleibt. Das erjehen wir aus dem Gleichhniffe vom großen
Abendmahle. Die Liebe und Treue Chrifti im Suchen der Sünder
wird ung gepriefen in der Gelchichte vom verlorenen Schaf und vom
verlorenen Grofchen. Scharfe Leute treibt Sefus zum Gerichte über
fih jelbft; Hohmüthige demüthigt Gr; Kleinmüthige richtet Er empor.
Sp gebt e8 von einem Stüde zum andern. Alle Gebiete de8 Lebeng
geht der Herr dur. Er mweilt nach, wie auf jebem Voden die Früchte
der Gererhtigfeit gedeihen follen. Dann tritt flugd wieder Seine Gr:
barmung dazwilchen, welche den Kranken ihre Krankheit abnimmt, und
den HZungrigen ihren Durft ftilt. An dich aber fommt die Frage:
D Menich, wie ift dein Herz beftellt?
Hab’ Achtung auf dein Leben!
68 fommt der Winter. Mie er ausfieht in der natürlichen Welt,
im natürlichen Sabre, Das weißt du wohl. Die Senfe ift über die
Velber gegangen; die Stoppeln ftehen da. Debe und ftille ift e3 draußen.
Die Stürme fingen ihr Winterlied. Gott fireuet den Schnee über bie
Selber Hin und dedet die Erbe zu mit dem weißen Grabtuche. ber
unter biejem Tiegt die Ausjant auf Hoffnung. — Ahnliches zeigt uns das
Keirhenjahr. Im den Iekten Sonntagen der Trinitatißzeit handelt alle
Predigt von den Iebten Dingen, von dem Tode, von ber Wieberfunft
de3 Herrn zum Gerichte, von der Auferftehung, vom jüngften Gerichte,
vom ewigen Leben und von der ewigen Verbammnik. Da fingt bie
Kirche: „Ale Menjchen müffen fterben;” aber auch: „efus, meine Zu-
verficht. "—,C8 ift noch eine Ruh’ vorhanden.” — Dann fol das Licht
die ganze Erbe beichienen haben, das Evangelium fol allen Völkern
geprebigt fein. Das Feld ift dann abgeerntet, daS Jahr ift um, bie
Sejhichte ift aus. Wie e8 dann ftehet, fo wird e8 emiglich fichen.