Dunkle“ einmal geschehen, müßte die einmal ergriffene Hand Ruß-
lands festgehalten werden. Umgekehrt nahm ein Teil der deutschen
Presse gerade daran Anstoß, daß man Rußland Dienste erwiese,
die wahrscheinlich schlecht vergolten werden würden.
Bei der amtlichen Behandlung der Angelegenheit war am
stärksten Herr v. Holstein beteiligt. Überhaupt waren die ersten
Jahre der Kanzlerschaft des Fürsten Hohenlohe die Zeit, in der er
seinen Willen am leichtesten durchsetzen konnte. Während bei dem
Vorgehen gegen Japan an der Seite Rußlands und Frankreichs
für den Staatssekretär Frhrn. v. Marschall die gefährdeten deutschen
Handelsinteressen den Ausschlag gaben, ließ sich Herr v. Holstein
von europäischen Gedanken leiten. Zunächst kam es ihm darauf
an, es unter keinen Umständen zu einer Bluttaufe der französisch-
russischen Allianz kommen zu lassen. Mit dem Beitritt Deutsch-
lands zu der ostasiatischen Einmischung war die Gefahr der Blut-
taufe jedenfalls gebannt. Ob freilich eine Bluttaufe der auf Europa
eingestellten russisch-französischen Waffenbrüderschaft weit hinten
im fernsten Orient wirklich so gefährlich für Deutschland gewesen
wäre, ist eine wohl aufzuwerfende Frage. Ein anderes Leitmotiv
war, Rußland in seinen ostasiatischen Plänen zu bestärken, was
dasselbe bedeutete wie Erschwerung der panflawistischen Ausdeh—
nungsgelüste in Europa. Auch hiergegen ließ sich einwenden, daß
mit wohlwollender Neutralität die gleiche Wirkung ohne das Risiko
des Verlustes der japanischen Sympathien zu erreichen gewesen
wäre. Immerhin blieb Holstein mit der Grundanschauung, daß
europäische Politik die Hauptsache war, nicht Weltpolitik, ganz im
Nahmen der Bismarckischen Tradition.
Nachdem der unmittelbare Zweck, ein japanisches Gibraltar
am Eingang des Golfes von Petschili mit seinen politischen und
wirtschaftlichen Folgen zu verhindern, erfüllt war, fiel der ostasiatische
Gelegenheitsbund zwischen Rußland, Frankreich und Deutschland
sofort auseinander. Der Rußland geleistete Dienst hatte Deutsch-
land eine natürliche Anwartschaft darauf verliehen, bei der chine-
sischen Anleihe, die zur Deckung der Kriegsschuld an Japan in Höhe
von ungefähr einer Milliarde Mark notwendig war, in gleicher
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