Störung der guten Beziehungen zu Rußland hervor. Darauf De-
pesche des Kaisers an Zar Nikolaus, ob er mit der beabsichtigten
Okkupation der Kiautschoubai einverstanden sei. Ausweichende Ant-
wort des Zaren, er könne nicht zustimmen und nicht widersprechen,
die Russen hätten den Hafen 1895 verlassen. Befehl des Ober-
kommandos der Marine an den Cbdef des ostasiatischen Kreuzer-
geschwaders, Kiautschou in Besitz zu nehmen.
Zweiter Akt: Murawiew, der Nachfolger Lobanowe, teilt nach
einer Audienz beim garen mit, Rußland besitze ein vertragliches
Ankerrecht für Kiautschou und mache die Priorität geltend. Also
Dementi der garendepesche an den Kaiser durch die russische Re-
gierung. Ein russisches Geschwader unterwegs nach Kiautschou.
Admiral v. Diederichs ist schneller am Platz und erklärt gemäß
einer vom Kaiser gebilligten telegraphischen Anweisung des Kanzlers
T’occupation nicht la prise de possession der Kiautschoubai. Der
Erwerb von Hoheitsrechten bleibt also noch offen.
Dritter Akt: Murawiew weicht trotzdem noch nicht zurück, der
russische und der französische Vertreter in Peking bieten der chine-
sischen Regierung ihre Dienste an, wenn sie sich auf keine Ge-
bietsabtretung an Deutschland einlasse. Die russische Diplomatie
spricht offen davon, daß der gar durch die Depesche des Kaisers
überrumpelt worden sei. Infolge davon droht sich die Sühne-
angelegenheit, auch nach Holsteins Ansicht, zu einer Frage der
Würde des Reiches auszuwachsen. Darum heißt es, erst recht fest-
bleiben, den Russen klarmachen, daß das deutsche Unternehmen in
keiner Weise gegen die freundlichen deutsch-russischen Beziehungen
verstößt und daß seine Preisgabe die ganze wohlerworbene und durch
die Zusammenarbeit mit Rußland 1898 befestigte Stellung Deutsch-
lands in Ostasien heillos schwächen würde.
Vierter Akt: In der ersten Hälfte des Dezember Erscheinen
des englischen Kriegsschiffes „Daphne“ vor Port Arthur, gleich dar-
auf trifft ebenda in schleuniger Fahrt ein starkes russisches Ge-
schwader aus Wladiwostok ein, um mit Justimmung der Chinesen
im Hafen zu überwintern. Die deutsch-russische Spannung löst sich,
Kiautschou wird von Deutschland, Port Arthur von Rußland gepachtet.
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