land billig zu haben, um Elsaß-Lothringen wollte es und brauchte
es nicht zu fechten, konnte sogar die alte Freundschaft seines
Herrscherhauses mit der Dynastie der Hohenzollern weiter unter—
halten, und doch war ihm Frankreichs diplomatischer und mili—
tärischer Beistand für jeden Fall, in dem es zu Verwicklungen mit
den Zentralmächten kommen könnte, unbeirrt sicher. Diese Sicher-
heit steigerte sich noch mit dem Grade, in dem Rußland der
Milliardenschuldner Frankreichs wurde.
Endlich ist bisher nicht genug beachtet worden, daß sich Fürst
Bismarck bei seinem scharfen Tadel des Verzichtes auf die Rück-
versicherung in einem schweren Irrtum gerade über den Umstand
befand, auf dem seine hohe Schätzung des geheimen Drahtes
beruhte. Für ihn war der Vertrag als diplomatisches Werkzeug
für die Friedenszeit nur so lange von größtem Werte, als er
selbst das volle persönliche Vertrauen des Zaren besaß. Das hat er
selbst wiederholt hervorgehoben. Russifizierung der ÖOstseeprovinzen,
russisch-französische Anbandlungen, ja sogar Truppenverschiebungen
nach den österreichischen und deutschen Grenzen wogen für Bismarck
„federleicht“ gegen die Autorität des Kaisers von Rußland. Fehlte
das persönliche Vertrauen, so hatte die russische Rückendeckung
ihren Hauptwert verloren.
Und das Vertrauen des Zaren fehlte in der Tat. Das Wohl-
wollen, das der von Natur mißtrauische Alerander III. dem Fürsten
Bismarck bei dessen Audienz im Herbste 1889 zeigte, war ebenso-
wenig ehrlich gemeint wie seine sorgenvolle Frage, ob er auch
sicher sei, noch lange Kanzler zu bleiben. Fürst Hohenlohe hat
übereinstimmend mit dem, was mir Graf Caprivi bei meinem
ersten Besuche über sein Gespräch mit dem garen in Narwa ge-
sagt, im August 1892 in sein Tagebuch (Bd. II, S. 401) einge-
tragen, daß Kaiser Wilhelm, als die Rede auf die Behauptung
Biemarcks kam, er siehe mit dem garen so gut, bemerkte: „Der
Kaiser (Alerander III.) hat mir gesagt, er habe alles Vertrauen
zu Caprivi, wenn dagegen Bismarck ihm etwas gesagt, hätte er
immer die Uberzeugung gehabt, qu'il me tricherait.“
Graf Reventlow (S. 7) glaubt das Beweisstück mit dem
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