de Grahl rechtfertigte sein Verfahren damit, daß das Mahl an
einem Sonnabend stattfand und Eile nötig war, um in die Morgen—
blätter vom Sonntag noch wenigstens einen Vorbericht zu bringen.
Die Worte que feu mon pere wollte er von einem ungünstigen
Matz des Festsaales aus verstanden haben. Tatsächlich erhielt er
vom Chef des Zivilkabinetts den richtigen Wortlaut erst eine Weile
nachher, gab ihn auch sogleich nach Berlin weiter, wo er so spät
eintraf, daß Wolffs Bureau den inzwischen an eine Anzahl von
Redaktionen ausgegebenen falschen Vorbericht nicht mehr aufhalten
konnte und der richtige Tert erst in den Montagsblättern erschien.
Dieser Sachverhalt wurde dann durch eine Erklärung der Direktion
des W. T.-B. bekanntgegeben. Dunkel und auffällig blieb aber,
wie der Hofberichterstatter das von ihm Gehörte trotz der Wichtig-
keit seines Inhalts sofort weitergeben konnte, ohne sich vorher zu
vergewissern. Ein halbes Jahr später mußte er seinen Posten
beim Wolffschen Bureau wegen eines neuen Irrtums aufgeben.
Er hatte gemeldet, daß sich unter den zahllosen Glückwunschtele-
grammen an den Fürsten Bismarck zu seinem Geburtstag auch eines
vom Kaiser befände, was nicht zutraf, der Glückwunsch war wegen
der Verstimmung unterblieben, die seit der Enthüllung über den
deutsch-russischen Geheimvertrag zurückgeblieben war.
Am 28. September 1896 brachte die Welt am Montag einen
Artikel, der behauptete, die erste unrichtige Fassung des garen-
toastes beruhe nicht auf einem Hörfehler, sondern sei dem Hof-
berichterstatter von einer Stelle der viel beklagten „Nebenregierung“
in die Feder diktiert worden. Als Urheber der Fälschung wurde,
zwar ohne Namen, aber deutlich genug der Oberhofmarschall Graf
August zu Eulenburg bezeichnet, der dabei unter englischen Ein-
flüssen gehandelt haben sollte. Als Antwort auf ein Dementi des
Wolffschen Bureaus brachte die Welt am Montag am 4. Öktober
eine zweite Zuschrift ihres Gewährsmannes, der unter Berufung
auf eine autoritative Quelle seine erste Nachricht aufrechterhielt
und sie dahin ergänzte, daß der Zweck der Fälschung gewesen sei,
Jeitungsangriffe auf den verstorbenen Vater des Zaren und gegen
diesen selbst hervorzurufen, dadurch das deutsch-russische Einver-
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