alles im ganzen falsch. Am Scheitern des Empfanges der Buren-
generale waren die Generale selbst schuld 1). Der russische Versuch
einer Vermittlung war keineswegs so entschiedener und heroischer
Art, wie angegeben?). Ebenso kann die Strategie in Briefen nur
sehr beschränkt gewesen sein. Weder der englische Kriegsminister
Lord Haldane, noch der Chef des Generalstabes v. Moltke und sein
Vorgänger Graf Schlieffen haben von dem Feldzugsplan eine Spur
entdecken können. Nur hüte man sich zu glauben, daß sich der
Kaiser des starken Farbenauftrages und des Gebrauches großer
Worte, der seine natürliche Gewohnheit war, bewußt gewesen sei.
Niemand im Auslande scheint diese Eigenart besser erkannt zu
haben als König Eduard, der ihn deshalb auch nicht immer ernst
nahm und stets mit new departures rechnete.
Manches deutsche Blatt regte sich nach dem Erscheinen des Ar-
tikels besonders darüber auf, daß die russische Anregung, im Buren-
kriege zu vermitteln, von deutscher Seite dem Kabinett St. James
hinterbrach: worden war, weil dadurch das Vertrauen in die deutsche
Politik Schaden erlitte. Der Wink nach London war wirklich das
Schlimmste nicht. Vielleicht werden auch die Russen und Franzosen
nicht versäumt haben, eine Andeutung dessen, was vorgefallen war,
in einer ihnen geeignet scheinenden Wendung unter dem Siegel der
Verschwiegenheit in London zu machen 3). Das wirklich Belastende lag
in den Außerungen über den Feldzugsplan und über die Zukunfts-
schlacht im Großen Ozean.
1) S. meine Schrift „Zur Vorgeschichte des Weltkrieges“, S. 116.
5) Ebenda, S. 58 f.
) Einen Anhalt dafür, daß es tatsächlich berechtigt war, einer Verdächtigung
des deutschen Verhaltens in London vorzubeugen, kann man in dem Buche: The
Eclipse ol Russia von E. J. Dillon (London 1918) finden. Hier wird S. 318f.
erzählt, die beiden russisch-französischen Versuche einer Einmischung seien made
in Germany gewesen, der Kaiser habe den Zaren dazu angesliftet, seine wahre
Absicht sei dahin gegangen, einen Kontinentalbund gegen England zu gründen,
dessen Teilnehmer sich gegenseitig ihren Besitzstand garantieren sollten, also Frank-
reich auch den deutschen Besitz von Elsaß-Lothringen. Wie sich die Sache wirklich
verhielt, habe ich in dem Buche: Zur Vorgeschichte des Weltkrieges, S. 59ff.
mitgetellt.
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