14 Carl Bachem, Die Zentrumspartei.
12. Kampf gegen Lehrlingszüchterei. Schutz der Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr. Vorstärkter
Frauenschutz.
IV. An die Steuerpolitik.
1. Gerechte Verteilung der für Reich, Stast und Gemeinde notwendigen Steuern nach dem Grundsatz
der Leistungsfähigkeit.
2. Progression der Einkommen- und Vermögenssteuer unter Berücksichtigung des Familienstandes.
3. Ausbildung der Erbschaftssteuer unter schärferer Besteuerung der grossen Vermögen. Wertzuwacha-
steuer. Luxussteuern.
4. Herstellung eines gerechten Verhältnisses in der Besteuerung der Geschäfte in beweglichen und unbe-
wegliohen Gütern.
6. Sparsamkeit bei allen Aufwendungen in Reich, Staat und Gemeinde.
Y. In der Judenfrage.
1. Ausschluss der Juden aus allen obrigkeitlichen Ämtern und vom Offizierastand.
2. Zulassung der Juden zu anderen Ämtern und zur Rechtsanwaltschaft nach dem Bevölkerungsverhältnie.
3. Verhinderung des Überwucherns der Juden in den christlichen höberen Knsben- und Mädohensohulen
und der jüdischen Lehrkräfte an den Hochschulen.
VI. An die Kolonialpolitik.
1. Menschliche Behandlung der Eingeborenen und Erziehung derselben zu selbständigen wirtschaftlichen
Persönlichkeiten.
2.
Erschliessung der Schutzgebiete durch Reiohseisenbahnen.
3. Sicherung der unterirdischen Bodenschätze für das Reich.
Die christlich-soziale Partei hat nach ihrer Auffassung ein gutes Programm, dessen sie sich
nicht zu schämen braucht. Sie ist eine Partei der kleinen Leute, der Handwerker, der Arbeiter,
der kleinen Landwirte und Beamten. Aber hier bewahrt sie Tausende vor dem Hinabgleiten in
eine uferlose Demokratie, indem sie sie an Christentum und Königtum bindet. Obwohl
sie im deutschen Reiche nur drei Abgeordnete (Verbandsvorsitzender Franz Behrens, Dr.
Burckhardt, Lic. Mumm) und im preussischen Landtag nur einen Abgeordneten (Wallbaum)
hat, ist sie schon mehrfach ausschlaggebend gewesen und ist in der Budgetkommission sowie
in vielen anderen Kommissionen vertreten. Die Mitarbeit von Franz Behrens bei Ausarbeitung
der Reichsversicherungsordnung fand selbst bei entschiedenen Gegnern Zustimmung. Gedanken,
die die christlich-soziale Partei als erste aller Parteien vertreten hat, sind inzwischen in
manche andere Parteiprogramme übergegangen. Schon zwiimal musste das christlich-soziale
Programm neugestaltet werden, da die Regierung insbesondere seit der echt christlich-sozialen
Kaiserlichen Botschaft von 1881 viele soziale Forderungen erfüllt hat. Die mä: htige Anregung
zu christlich-sozialer Reformarbeit bleibt das unvergängliche Verdienst der christlich-sozialen Partei.
32. Abschnitt.
Die Zentrumspartei.
Von
Justizrat Dr. Carl Bachem,
Cöln (Rhein).
Literatur:
.,. DieLite ratur über die Zentrumspartei ist noch schr gering. Das Meiste zur Vorgeschichte und Ge-
schichte der Partei findet sich in biographischen Werken, nämlich: Pfülf. „Hermann von Mallinckrodt“, Frei-
urg 1802; ‚Pastor, „August Reichensperger‘“, 2 Bde., Freiburg 1899; G. Bazin, „Windthorst. ses allies et ses
adversnires", Paris, librairie Bloud et Cie. 1896; Knopp. „Ludwig Windthorat‘. Dresden und Leipzig1898; Hüsgen,