Full text: Handbuch der Politik. Zweiter Band. (2)

Ih. Rehbock, Süddeutsche Schiffahrtspläne. 981 
Da die badisch-schweizerische Rheinstrecke von Basel bis Konstanz einen treppenförmigen 
Längenschnitt aufweist, und Strecken mit schwachem Gefälle und reichlicher Wassertiefe mit 
einzelnen Stromschnellen wechseln, können sich die technischen Massnahmen zur Schiffbarmachung 
im wesentlichen auf die Kanalisierung der Stromstrecken mit ungenügender Wassertiefe be- 
schränken, bei denen die Stromschnellen durch Wehre überstaut und die Gefälle durch Schleusen 
überwunden werden. Ausserdem muss der Rheinfall bei Schaffhausen durch einen Schleusen- 
kanal umgangen und eine Anzahl von Brücken neu gebaut werden. 
Entgegen der vielfach verbreiteten Meinung werden sich die Strombauten zur Schiffbar- 
machung dieser ganzen Stromstrecke ohne übermässige technische Schwierigkeiten durchführen 
lassen. Die Kosten werden sogar voraussichtlich hinter denjenigen zurückstehen, die selbst im 
Flachland meist für die Anlage eines Grossschiffahrtsweges von gleicher Länge aufzuwenden sind. 
Dabei ist zu berücksichtigen, dass bei Erschliessung der 123 km langen Stromstrecke Basel-Schaff- 
hausen für die Schiffahrt. zugleich auch die über 90 km lange Strecke Schaffhausen-Bregenz dem 
grossen Rheinverkehr geöffnet werden wird. Denn nur an einzelnen Punkten zwischen Schaffhausen 
und Konstanz werden Verbesserungen am Schiffsweg vorzunehmen sein, während von Konstanz an 
der Bodensee nach allen Richtungen hin ein Fahrwasser von überreichlicher Tiefe bildet. 
Bei der Herstellung des Grossschiffahrtsweges vom Bodensee nach Basel werden umfang- 
reiche bauliche Anlagen namentlich auf der rund 15 km langen Strecke von Schaffhausen abwärts 
nötig werden, wo die Durchführung des Schiffsweges durch die Stadt Schaffhausen, die Umgehung 
des Rheinfalls und die Überwindung der anschliessenden stark gewundenen Rheinauer Schleife 
grössere Wasserbauten erforderlich machen. Im ganzen werden zur Überwindung des 41,5 m be- 
tragenden Gefälles dieser Stromstrecke 4 bis 5 Schleusen erbaut werden müssen. Die Umgehung 
des Rheinfalles selbst wird durch die vorhandene starke Windung des Stromes erleichtert, indem 
sich Gelegenheit bietet, die Landenge am linken Ufer mit einem kurzen oberhalb des Falles ab- 
zweigenden Kanal zu durchqueren. Dieser Kanal müsste in einem tiefen Einschnitt oder in einem 
kurzen Kanaltunnel den Höhenrücken hinter dem Schloss Laufen durchschneiden und dann mit 
Schleusen oder auch durch ein Schiffshebewerk zum Unterwasser des Falles hinabgeführt werden. 
Eine Schädigung des Landschaftsbildes wird sich dabei vermeiden lassen. 
Auf der anschliessenden 108 km langen Flussstrecke abwärts bis Basel sind ungewöhnliche 
Schwierigkeiten nicht zu erwarten. Die erforderlichen Wehre müssen hier schon zur Ausnutzung 
der Wasserkräfte erbaut werden, sodass im wesentlichen nur der Einbau genügend grosser Schleusen 
zur Herstellung des Schiffahrtsweges nötig wird. Gelpke hält für die Erschliessung dieser ganzen 
Strecke für die Schiffahrt 5 Staustufen mit Schleusen bei Augst-Whylen, Rheinfelden, Nieder- 
Schwörstadt, Laufenburg und Waldshut für ausreichend. Von diesen Staustufen ist die unterste 
bei Augst-Whylen bereits fertig gestellt und — dank dem Eingreifen der Schiffahrtsverbände — 
auch mit einer Schleuse in ausreichenden Abmessungen von 90 m Länge und 12 m Breite ausge- 
rüstet,3) die es auch grossen Rheinkähnen möglich macht, die 20 km lange Flussstrecke oberhalb 
Basel bis zu dem aufblühenden Industrieort Rheinfelden zu befahren. Bei Rheinfelden ist eine 
Wehranlage ohne Schiffsschleuse bereits in den Jahren 1895—1899 zum Zweck der Kraftgewinnung 
hergestellt worden, so dass hier nachträglich eine Schleuse eingebaut werden muss. In Laufen- 
burg befindet sich gleichfalls eine Wehranlage in Ausführung, bei deren allerdings ungenügend 
langen Schleuse insofern auf den späteren Umbau in eine Grossschiffahrtsschleuse Rücksicht ge- 
nommen worden ist, als die Schleuse eine ausreichende Breite von 12 m erhalten hat. So ist denn 
bereits ein bescheidener Anfang mit der Fortführung des Grossschiffahrtsweges des Rheines über 
Basel hinaus zum Bodensee gemacht worden. Damit ist eine Wasserstrasse der Verwirklichung 
näher gerückt, die nach ihrer Eröffnung zweifellos allen berührten Staaten reichen Nutzen bringen, 
einem grossen und dicht bevölkerten Gebiet neue wirtschaftliche Möglichkeiten eröffnen, den 
Absatz der Industrie am Unterrhein erweitern und durch die Möglichkeit des Anschlusses an die 
Donau und durch die Aare an die Rhone einst eine grosse internationale Bedeutung erlangen kann. 
®) Th. Rehbock. Die Schleusenabmessungen des Rheinschiffahrtsweges bis zum Bodensee, Schweize- 
rische Wasserwirtschaft 1009 Nr. 16 und 19,
	        
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