366 Ludwig Stephinger, Die Landwirtschaft mit ihren Nebengewerben.
Bekanntlich ist der Prozentsatz der weiblichen Erwerbstätigen im ganzen Reiche bis 1907
bedeutend gestiegen. Von allen Berufen sind die meisten weiblichen Personen in der Landwirt-
schaft erwerbstätig, fast die Hälfte der 9,5 Millionen betragenden Gesamtsumme aller er-
werbstätigen Frauen. nämlich 4,6 Millionen.
Frauen in der Landwirtschaft 1882: 2 534 909.
1895: 2 753 154.
1907: 4698 986. (Hauptsteigerung fand statt bei den mithelfenden
Familienangehörigen.)
Diese Zunahme der weiblichen Arbeiter scheint bis zu einem gewissen Grade die starke
Abnahme der männlichen, die von 1882 bis 1907 von 60% aller landwirtschaftlichen Arbeiter auf
40%, zurückgingen, ausgeglichen zu haben. Allein die höhere Zahl der weiblichen Arbeiter geht
wohl auch darauf zurück, dass die Zählung von 1907 eine Bemerkung über die Eintragung
regelmässig erwerbstätiger Frauen enthielt, die 1882 und 1895 fehlte, nun aber veranlasst haben
mag, dass viele Frauen sich als erwerbstätig eintrugen oder eintragen liessen, welche
vorher unter den Familienangehörigen enthalten waren. (vgl. Gerloff a. a. O. S. 18.
Die Besitzverhältnisse der landwirtschaftlichen Bevölkerung werden durch die
folgende Tabelle für 1907 dargelegt:
Von den Betrieben haben
- Von der Gesamtfläche ist
Grössen- za eigenes Land Pachtland sonstiges Land
aller
kl . aus- | mehr |,. aus- | mehr |,. aus- en ; gepach-| son-
950 [Betriebelschliess-| als die zur schliess-| als die bis zur schliess- ei na teres | stiges
lich | Hälfte lich | Hälfte lich nd | land
bis 0,5 ha [2084060| 669115 109220] 190280 | 744287 | 174865 | 129223] 334946 | 75376| 369752] 157132] 92182
0,5—2 11294449| 510436| 299905| 227611 | 154208 | 207474 | 296130) 82222 | 108491 | 1333022] 426380113534
2-53 11006277| 443199] 282334| 117454 | 47008 | 105175] 364114| 10472) 89649 | 3501620, 713415} 91386
5-20 [1065539] 624547| 345028| 63701 | 24406 | 60535| 324985] 5400| 51286 |12401022)1239747|127752
20—100| 262191| 197436| 46184| 6933| 10834| 6953) 43404 724| ‚4833 111622873| 946723] 63415
mehr, 23566| 14376 3074 887 5156 1005 2899 24, . 388 7873850'2028962| 13719
200 und -n
mehr 12887] 7939 1458 347| 3103 412 1009 “s| 159] 6063052|1607373| 4448
Summe |5736082|2459109|1185708| 606866 | 985899 | 556027 |1160755| 433788 | 330023 |37102139|5512369]491988
An Domänen besass Preussen 1907: 1429 Domänenvorwerke mit 430069 ha Nutzfläche,
wovon 6 Güter mit 1390 ha vom Staate, 1423 in Pacht mit einem Pachtertrag von 15371 967 M.,
oder 3550 M. pro ha bewirtschaftet wurden. Von diesen Vorwerken liegen allein in den östlichen
Provinzen 1113 Vorwerke mit 377988 ha. Der durchschnittliche Pachtertrag pro ha betrug
1889: 13,90, 1869: 31,19, 1879: 35,63, 1890—91: 34,95, 1899: 36,48, 1 07: 32,26. Bayern hat nur
1179,9 ha fiskalischen Besitzes, Württemberg 10264 ha, Sachsen 3466 ha, Baden 16 645 ha,
Hessen 16 820 ha (16403 ha Grossherzogl. Familieneigentum).
1895 gab es in Deutschland 429 468 Betriebe in 12 492 Gemeinden, die an 441 635 ha un-
geteilter Weide nutzungsberechtigt waren; 510 846 Betriebe in 12 386 Gemeinden hatten Nutzungs-
rechte an 1340 160 ha ungeteiltem Wald und 382 833 Betriebe mit Gemeindelosen in 8560 Gemeinden
hatten Nutzungen an 264 309 ha aufgeteiltem Gemeindelandes (Gemeindelosen); an Gemeindeland
bestanden für 168097 ha Nutzungsrechte.
Vergleicht man in Deutschland die Zahl der Betriebsinhaber mit der der Unselbständigen,
so findet man, dass dieses Verhältnis in den Berufszweigen sehr verschieden ist. Die
Landwirtschaft weist 7,79 Millionen Betriebsinhaber auf und nur 5,65 Millionen Unselbständige,
der Handel dagegen 3,13 Millionen Betriebsinhaber und 3,79 Millionen Unselbständige, die
Industrie 5,41 Mıllionen Betriebsinhaber und 18,54 Millionen Unselbständige.
Dieses Verhältnis zwischen Betriebsinhabern und Unselbständigen ist der Hauptsache nach
in der inneren Natur der einzelnen Erwerbsarten, besonders in ihrer Entwicklungsfähigkeit zum