368 Ludwig Stephinger, Die Landwirtschaft mit ihren Nebengewerben.
1907 wurden in Deutschland an Arbeitern, die in einem ausserdeutschen Staate geboren
waren, gezählt: 45 205 in Handel und Verkehr, 440 800 in der Industrie und 279 940 in der Land-
wirtschaft tätige.
Binnenwanderungen zur Saisonarbeit finden namentlich statt von Personen aus gebirgigen
Distrikten des mittleren und westlichen Deutschland, ferner aus Hannover, dem Eichsfeld, dem
Schwarzwald und dem Warthe- und Netzebruch, die auf Gütern des Westens und Ostens Arbeit
suchen; aus dem Kreis Osterode und dem Amt Neustadt in Mecklenburg finden Binnen-
wanderungen statt; aus den Geestgegenden Hannovers und Oldenburgs wandern Arbeiter in die
Marschen, aus Ostpreussen viele Mägde in die holsteinischen Meiereien, aus dem Eichsfeld weib-
liche Dienstboten nach Westfalen, nach den Hopfengegenden Wanderarbeiter aus allen Teilen
des Reiches und aus Böhmen.
Über die landwirtschaftliche Arbeitsvermittlung im Jahre 1910 berichtet das
Stat. Jahrbuch f. d. D.R.; darnach wurden 53 219 männliche und 52233 weibliche Arbeiter
vermittelt. Durch die Feldarbeiterzentrale wurden an landwirtschaftliche Vertretungen 23 178
männliche und 20 887 weibliche, direkt an Auftraggeber 11435 m. und 9585 w. Arbeiter ver-
mittelt, direkt durch landwirtschaftliche Vertretung ohne Vermittlung der Feldarbeiterzentrale
18606 m. und 26761 w. Ausser diesen Wanderarbeitern wurden durch die landwirtschaftlichen
Vertretungen ferner insgesamt 8696 m. und 1539 w. ständige Arbeiter vermittelt und zwar
652 m. und 197 w. Beamte, 897 m. und 20 w. höhere Arbeiter, 909 m. und 4 w. als Schweizer
und 3 672 m. 706 w. als Gesinde, endlich 2566 m. und 612 w. als freie ständige Arbeiter.
An ausländischen Wanderarbeitern wurden vermittelt: Deutsche aus Russland: 486
männliche, 393 weibliche, russische Polen: 25117 m., 24414 w., galizische Polen: 8798 mi.,
10318 w., Ungarn: 2794 m., 2587 w., Tschechen: 25 m., 65 w., Ruthenen: 14000 m.,
12 752 w., sonstige: 1002 m., 156 w.; zusammen aus dem Ausland: 52222 m. und 50 685 w.
Arbeiter.
II. Anbau, Betriebsgrösse und Viehstand.
Die Verwendung des Areals hat sich bis auf 1907 ın folgender Weise entwickelt:
Die Anbauerhebung vom Jahre 1893 ging von der Gemeinde oder Gemarkung als Ganzes
aus und stellte fest, in welcher Weise die Fläche derselben benutzt wurde; sie berücksichtigte
hierbei auch öffentliche Wege und Gewässer, sowie Haus- und Hofraum, welcher zu anderen
als landwirtschaftlichen Hausbaltungen gehört, ebenso alles Öd- und Unland (Heideflächen,
Dünen), auch soweit sich dieses nicht an landwirtschaftliche Betriebe anschliesst. Sie ergab
folgende Zahlen: 32435071 ha landwirtschaftlich, 47262) gärtnerisch ınd 132578 als Wein-
gärten und Weinberge benutzte Fläche; ferner 4184885 ha Öd- und Unland (einschliesslich
unkultivierte Weide und Hutung) und 2866 644 sonstige Fläche (Haus- und Hofraum, Wege,
Gewässer).
Die landwirtschaftliche Betriebszählung von 1895 beruhte auf Individualangaben jedes
einzelnen Inhabers landwirtschaftlicher Betriebe; ihre Nachweise beziehen sich folglich auch
nur auf solche Flächen, die tatsächlich mit landwirtschaftlichen Betrieben in Zusemmenhang
stehen. Auch wurden von Betriebsinhabern irrtümlich Angaben über Scen, Ödländer u. s. w.,
die zu ihren Betrieben gehören, unterlassen. Nach dieser Zählung von 1895 waren 32062491 ha
landwirtschaftlich, 329 341 gärtnerisch und 126109 ha als Weingärten und Weinberge benutzte
Flächen. Öd- und Unland (einschl. unkultivierte Weide und Hutung) betrug 2 256 786 ha, wo-
zu noch eine sonstige Fläche (Haus- und Hofraum, Wege und Gewässer) von 927 739 ha zu
rechnen ist.
Die Betriebszählung von 1907 bringt folgende Daten: