58 Konrad v. Wangenheim, Bund der Landwirte.
sprechende Formulierung gegeben. Es wäre aber irrig, diese Beschlüsse als Anzeigen für die all-
gemeinen Aussichten der Reformideen des Revisionismus in der Sozialdemokratie zu nehmen. Sie
sind zum Teil dadurch erklärt, dass die politischen Verhältnisse in den Norddeutschen Staaten,
dem grösseren Teile Deutschlands, noch nicht so geartet sind, Sozialdemokraten die Bewilligung
der Budgets zu empfehlen. Auch wird eine grosse, und namentlich eine radikale Partei an ilirer
traditionellen Politik immer nur langsam ändern. In anderen Punkten, wie z. B. in der Würdigung
der Gewerkschaftsaktionen, insbesondere der Tarifverträge, in der Wertschätzung der Arbeiter-
konsumvereine und der kommunalen Reformarbeit, lässt sich eine Entwicklung zu der vom Revi-
sionismus vertretenen Auffassung gar nicht verkennen. Sie entspricht auch, wie im Vorstehenden
gezeigt wurde, der ganzen Entwicklungsgeschichte der Partei. Dass sie sich nicht ununterbrochen,
nicht in grader Linie vollzieht, ist die natürliche Folge des eigentümlichen Ganges der allgemeinen
Entwicklungin Deutschland. Reaktionsmassregeln der Regierenden wirken ihr entgegen und können
sie unter Umständen sogar zurückwerfen. Aber, wie nach dem Fall des Sozialistengesetzes, wird
auch dann, nachdem der Sturm erst vorüber, der Sozialdemokratie der revisionistische Einschlag
nicht fehlen.
36. Abschnitt.
Wirtschaftliche Bünde.
a) Bund der Landwirte.
Von
Konrad Freiherrn von Wangenheim auf Klein-Spiegel.
Vorsitzendem des Bundes der Landwirte.
Literatur :
von Kiesenwetter, ‚‚Zehn Jahre Wirtschafts-politischen Kampfes‘, Berlin 1503; ‚Korrespondenz des
B.d.L.“‘; ‚Stimmen aus dem ngrarischen Tager‘; ‚Materialien zum Zolltarif‘‘; .‚Die Verhandlungen der
Kreditkommission des B.d.L. vom 17. bis 19. 7. 1894“; Satzungen des B.d.L.‘; „Erläuterungen zu $ 29
der Satzungen des B.d. 1. (Gewührung besonderer wirtschaftlicher Vorteile für die Mitglieder des B. d. L.)“;
„Bundeskalender“ ; „Mitteilungen des B. d. L.“; Agrarisches Handbuch“, sämtlich erschienen im Verlag des
B. d. 1. — „Deutsche Agrarkorrespondenz“, hrsg. von Edmund Klapper.
Der Bund der Landwirte umfasst das Gebiet des deutschen Reiches und hat seinen Sitz in
Berlin. Der Zweck des Bundes ist: alle Jandwirtschaftlichen Interessenten, ohne Rücksicht auf die
politische Parteistellung und Grösse des Besitzes, zur Wahrung des der Lanılwirtschaft gebührenden
Einflussea auf die Gesetzgebung zusammen zu schliessen, um der Landwirtschaft eine ihrer Be-