Julius Pierstorff, Die Frau in der Wirtschaft des zwanzigsten Jahrhunderts. 111
und prozentual eine mässige Abnahme aufweist. Jenes auffallende Wachstum beruht indessen fast
ausschliesslich auf der Zunahme der mithelfenden Familienangehörigen, und ist — wohl zum aller-
grössten Teil — nur ein scheinbares, insofern bei der letzten Berufszählung die genannten An-
gehörigen weit schärfer erfasst wurden als früher.
InderIndustrie belief sich die Zunahme der weiblichen Kräfte auf 38,31 %, indem ihre
Zahl sich von 1,52 auf 2,10 Mill. erhöhte. Am stärksten trat eine Vermehrung der Frauenarbeit
im Handelund Verkehr zutage, wo sie um 60,69 %, oder absolut von 0,58 auf 0,93 Mill.
stieg. Doch auch die Männer nahmen in der Industrie um 35,39 %, im Handel und Verkehr um
44,76 % zu, aber bei weit höheren absoluten Ziffern. Von einer wesentlichen Verschiebung
der Verhältnisse zu Gunsten des weiblichen Geschlechts kann daher nicht gesprochen werden,
zumal da beim Handel allein die Zahl der als Familienangehörigen mithelfenden Frauen sich um
136,000 oder 144 % erhöhte, während die analoge Vermehrungsziffer der Männer absolut gering-
fügig blieb.
>> In häuslichen Diensten (nicht als Dienstboten) und Lohnarbeit wechselnder Art waren 1907
320 000 Frauen, in etwas mehr als in doppelter Zahl wie Männer, beschäftigt.
Trotzdem die Zahl der in freien Berufen und Anstellungen tätigen Frauen seit dem letzten
Vierteljahrhundert sich um das anderthalbfache (oder auf das 2l,;fache) erhöht hat, bleibt sei
mit 288 000 weit zurück hinter der Zahl der erwerbstätigen Männer, welche sich auf 1,45 Mill. beläuft.
Von allen erwerbstätigen Frauen, einschl. Dienstboten, (= 9,5 Mill.) entfallen auf
Landwirtschaft 48,4 %,
Industrie 22,2 %,
Handel und Verkehr 9,8 %,
Häusliche Dienste 3,4 %,
Öffentlichen Dienst und freie Berufe 3,0 %,
Dienstboten 13,2 %.
Von allen erwerbstätigen Frauen, einschl. Dienstboten, waren
Selbständige 12,62 %,
Angestellte 2,03 %,
Häusliche Dienstboten 13,16 %,
Mithelfende Familienangehörige 33,47 %,
Donstige Arbeiterinnen 38,72 %.
Weibliche Selbständige wurden gezählt:
in der Landwirtschaft etc. 328200 (13,1 %),
ın der Industrie!) 477 300 (24,1 %),
ım Handel und Verkehr 246 600 (24,9 %).
Weibliche Angestellte:
ın der Landwirtschaft 16 264 (16,5 %),
in der Industrie 63,936 (9,3 %),
ım Handel und Verkehr 79,689 (15,8 %).
Weibliche Arbeiterinnen:
ın der Landwirtschaft 4 254 500 (58,4 %), davon
mithelfende Familienangehörige 2 840 900 (73,0 %),
sonstige Arbeiterinnen 1413 600 (41,7 %),
ın der Industrie 1562 698 (18,2 %), davon
mithelfende Familienangehörige 105 900 (79,0 %);
sonstige Arbeiterinnen 1 456 800 (17,2 %),
im Handel und Verkehr 605 000 (30,9 %), davon
mithelfende Familienangehörige 231 000 (88,7 %),
sonstige Arbeiterinnen 374000 (22,0 %).
1) Davon 134700 im industriellen Hausgewerbe