Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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evangelischen Lehre, sondern der Gewissensfreiheit in Deutschland überhaupt, 
richtig erkannt zu haben, muß — das sei gleich hier vorgegriffen — auch 
Moritz betrachtet und beurteilt werden. 
Wie Böttiger in seiner Geschichte von Sachsen, auf Grund des Weimar- 
schen Archivs bei Droysen II. 2, 152 berichtet, habe Herzog Johann am 
4. November 1523 an seinen Bruder, den Kurfürsten Friedrich, unter anderem 
geschrieben: „das man euer Liebden wyll von der Kur entsetzen, 
byn ich warlichen sere erschrocken und were warlichen eyn 
schwynder und eyn erschrecklicher handel“. Der „Dank vom Hause 
Habsburg“ war mithin schon damals kein leeres Luftgebilde. 
Eine Außerung Friedrichs, kurz vor seinem Tode, besagt: „Wenn mein 
lieber Gott will, so gehe ich gern von dieser Welt, denn es ist doch weder 
Lieb noch Wahrheit, weder Treue noch nichts Gutes hier auf Erden.“ Noch 
mußte der bereits ernstlich und schwer kranke Kurfürst die Schrecknisse der 
Bauernkriege erleben und wie derselbe über Ursache wie Beilegung dieser 
blutigen Wirrnisse gedacht hat, geht aus einem unter Anstrengung und 
Schmerzen geschriebenen Briefe an seinen Bruder (und Nachfolger) Johann 
hervor, der mit anderen Fürsten gegen die Aufrührer zu Felde lag; ihn 
herzlich ermahnend, diese Unruhen soviel als möglich im Guten abzutun, 
indem er darauf hinwies, „daß die armen Leute von geistlichen wie welt- 
lichen Obrigkeiten in viele Wege beschwert worden seien“. Der edle 
Wettiner verschied am 5. Mai 1525 auf seinem Jagdschlosse Lochau bei 
Torgau, dessen Gefilde — die Lochauer Heide — zweiundzwanzig Jahre 
später das Schlachtfeld darstellten, von welchem der letzte Ernestinische 
Kurfürst als verwundeter Gefangener abgeführt wurde. 
Am frühen Morgen seines Todestages, bevor der Geheimschreiber Hans 
Veihel die letzten Bestimmungen des Sterbenden niedergeschrieben hatte 
und der bekannte herzergreifende Abschied zwischen demselben und seiner 
Umgebung stattfand, nahm Kurfürst Friedrich aus den Händen des Pfarrers 
Wagner (Pfarrherrn zu Herzberg) das heilige Abendmahl in beiderlei 
Gestalt; sich hierdurch zu den Grundsätzen der Reformation bekennend. 
Bezeichnend und schön sind die Worte des Leibarztes Dr. Stromer nach dem 
Hinscheiden des teueren Fürsten: „Er war ein Sohn des Friedens, darum 
schied er in Frieden. Gott sei seiner und jeder frommen Seele gnädig.“ 
Friedrichs des Weisen ihm nachfolgender Bruder, Kurfürst Johann 
der Beständige (1525.— 1532) schlug in der Schlacht bei Frankenhausen 
(am 15. Mai 1525) den thüringischen Bauernaufstand, der die Grenzen 
einer Art Selbsthilfe längst überschritten hatte, blutig zu Boden, protestierte 
mit den übrigen der Lehre Luthers zugetanen Fürsten und Reichsständen 
gegen den Reichstagsabschied zu Speyer, beteiligte sich 1530 an der Über- 
gabe des Augsburgischen Glaubensbekenntnisses und war das Haupt des 
Schmalkaldischen Bundes.“) 
44) Hierbei war es Kurfürst Johann, der es dem Kaiser gegenüber, welcher das Ver- 
lefen des Bekenntnisses in lateinischer Sprache verlangte, durchsetzte, daß dies gemäß dem
	        
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