186 Maximilians II. Geburt, Jugendzeit und Thronbesteigung.
Poesie quillt jedoch nicht immer aus tiefem, warmem Gemühthe.
Jakob Grimm sagt über Platens Sprache: „Es hat mir
bei Lesung von Platen's Gedichten beständig den angenehm-
sten Eindruck hinterlassen, zu sehen, wie er auf Reinheit und
Frische des deutschen Ausdrucks sorgsam hält. Seine Reime
sind fast ohne Tadel und stechen vortheilhaft ab von der Frei-
heit und Nachlässigkeit, die sich Schiller, zum Theil auch Göthe
zu Schulden kommen lassen. Denn selbst diese Autoritäten
dürfen ein feines Ohr nicht bestechen; es bezeichnet vielmehr
die laxe metrische Ausbildung ihrer Zeit, daß sie oft fehlerhaft
gereimt haben. Rückerts Sprache ist blühender und gezierter,
als Platens, aber nicht so rein, auch nicht so ergreifend.
Dagegen scheint mir Platen hin und wieder an das Kalte
und Marm orne zu streifen.“
14) Maximilians II. Geburt, Jugendzeit und Thronbesteigung.
Maximilian II., geboren den 28. November 1811,
wurde von seinen königlichen Eltern mit großer Liebe und Sorg-
falt gepflegt. Von trefflichen Erziehern und Lehrern geleitet,
unter welchen wir den nachmaligen Bischof Oettl, den nach-
maligen Hof= und Staatsbibliotheks-Direktor Philipp von
Lichtenthaler und den General von Hohenhausen
nennen, erschloß sich sein reger, strebender Geist bald ganz der
Wahrheit und Wissenschaft, erglühte sein für alles Gute em-
pfängliches Herz und Gemüth von Liebe für Bayern. So
wuchs er unter schönen Hoffnungen empor, besuchte hierauf,
nachdem er die nöthige Vorbildung erlangt hatte, die Univer-
sitäten Berlin und Göttingen, wurde dann von seinem weisen
Vater selbst in die schweren Regierungsgeschäfte eingeführt und
machte, theils um sich an Erfahrungen immer mehr zu be-
reichern, theils aber auch um sich in Kunst und Wissenschaft
immer mehr auszubilden, Reisen durch Deutschland, die Schweiz,
England, Frankreich, Italien, Griechenland 2c.
Im Jahre 1842 vermählte er sich mit Friederika
Franziska Augusta Maria Hedwig, Königlicher
Prinzessin von Preußen.