Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Dritter Teil. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. (3)

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keine aufsehenerregende Meldungen. Das Drama spielte sich auf der dunklen Bühne 
des Sandfeldes ab. Aber als die Regenzeit kam, als sich die Bühne allmählich 
erhellte und unsere Patrouillen bis zur Grenze des Betschuanalandes vorstießen, 
da enthüllte sich ihrem Auge das grauenhafte Bild verdursteter Heereszüge. 
Das Röcheln der Sterbenden und das Wutgeschrei des Wahnsinnes .. . sie 
verhallten in der erhabenen Stille der Unendlichkeit!“ 
Das Strafgericht hatte sein Ende gefunden. 
Die Hereros hatten aufgehört, ein selbständiger Volksstamm zu sein. 
100. 
Der Krieg gegen die Hottentotten. 
1904/06. 
Quelle: Proklamation des Generals v. Trotha an das Volk der Hotten— 
totten vom 22. April 19051). 
Fundort: Kriegsgeschichtliche Abteilung 1 des Großen Generalstabes, Die Kämpfe der deutschen Truppen 
in Südwestafrika. Bd. 2. S. 186. 
An die aufständischen Hottentotten! 
Der mächtige, große Deutsche Kaiser will dem Volk der Hottentotten Gnade 
gewähren, daß denen, die sich freiwillig ergeben, das Leben geschenkt werde. Nur 
solche, welche bei Beginn des Aufstandes Weiße ermordet oder befohlen haben, 
daß sie ermordet werden, haben nach dem Gesetz ihr Leben verwirkt. Dies tue ich 
Euch kund und sage ferner, daß es den Wenigen, welche sich nicht unterwerfen, 
ebenso ergehen wird, wie es dem Volk der Herero ergangen ist, das in seiner 
Verblendung auch geglaubt hat, es könne mit dem mächtigen Deutschen Kaiser 
und dem großen deutschen Volk erfolgreich Krieg haben. Ich frage Euch, wo ist 
heute das Volk der Hereros, wo sind heute seine Häuptlinge? Samuel Maharero, 
der einst Tausende von Rindern sein Eigen nannte, ist, gehetzt wie ein wildes 
Tier, über die englische Grenze gelaufen; er ist arm geworden wie der ärmste der 
Feldhereros und besitzt nichts mehr. Ebenso ist es den anderen Großleuten, von 
denen die meisten das Leben verloren haben, und dem ganzen Volke der Hereros 
ergangen, das teils im Sandfeld verhungert und verdurstet, teils von deutschen 
Reitern getötet, teils von den Ovambos ermordet ist. Nicht anders wird es dem 
Volk der Hottentotten ergehen, wenn es sich nicht freiwillig stellt und seine Waffen 
abgibt. Ihr sollt kommen mit einem weißen Tuch an einem Stock mit Euren 
ganzen Werften, und es soll Euch nichts geschehen. Ihr werdet Arbeit bekommen 
und Kost erhalten, bis nach Beendigung des Krieges der große Deutsche Kaiser 
die Verhältnisse für das Gebiet neu regeln wird. Wer hiernach glaubt, daß auf 
ihn die Gnade keine Anwendung findet, der soll auswandern; denn wo er sich auf 
deutschem Gebiet blicken läßt, da wird auf ihn geschossen werden, bis alle ver- 
nichtet sind. Für die Auslieferung an Ermordung Schuldiger, ob tot oder lebendig, 
setze ich folgende Belohnung: für Hendrik Witboi 5000 Mark, Sturmann 3000 
Mark, Kornelius 3000 Mark, für die übrigen schuldigen Führer je 1000 Mark. 
gez. Trotha. 
1) Dieser Aufruf wurde von der Station Gibeon, wo sich in der Zeit vom 21. April 
bis zum 28. Mai 1905 das Hauptquartier befand, in dem Augenblick erlassen, wo General 
v. Trotha selbst die unmittelbare Leitung der gegen die Hottentotten eingeleiteten Unter- 
nehmungen übernahm.
	        
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