Die innere Entwicklungsgeschichte des Oreiverbandes. 17
wie es unter der Voraussetzung vollen Eingeweihtseins
hätte geschehen müssen (man spielte mehr mit dem
Feuer, als daß man von der drohenden Nähe des
glücklich abgewandten Brandes überzeugt gewesen
wäre), verdienen aus verschiedenen Eründen eine
Auffrischung unter den gegenwärtigen Verhältnissen.
Beleuchten sie doch namentlich die Richtigkeit der oft
schon verfochtenen These, daß trotz des grundsätzlich
friedfertigen Charakters des Ende 1905 aus Ver-
trauensmännern der liberalen Partei gebildeten Ka-
binetts die äußere Politik Großbritanniens sich durch-
aus in konservativen, d. h. deutschfeindlichen Geleisen
fortbewegte. Sir Edward Grey, der nicht umsonst
denselben Vornamen trägt wie der König, mit dessen
Regierung man für alle Zeiten das Andenken an die
Einkreisung Deutschlands verknüpfen wird, hatte und
hat in längst erkanntem Mangel an eignen Gedanken
nichts anderes zu tun, als das weiterzuführen, was
sein Vorgänger, der Marqueß of Lansdowne, ein-
gefädelt hatte.
Wenn wir in der Untersuchung der Schuldfrage
bis auf die Zeit vor einem Jahrzehnt zurückgegriffen
haben, so werden wir dabei unterstützt von Einge-
ständnissen, die das böse Gewissen den Kriegshetzern
manchmal abzupressen weiß. So schloß Stephan
Lauzanne die ihm von Oelcassé in die Feder diktierten
Marokko-Enthüllungen im „Matin“ vom 8. Oktober
1905 mit den denkwürdigen Worten:
„Wenn Herr v. Bülow sich darüber beklagt, daß
man DOeutschland isolieren wolle, so müßte er sich viel-
mehr die Frage stellen, ob sich nicht Oeutschland selbst
durch sein Borgehen von dem übrigen Europa isoliert.
Die Schöpfer des Mißtrauens und des argwöhnischen
Hasses, die jeden Tag mehr das Deutsche Reich ein-
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