246 Hinter den Kurlissen.
antworten, so sei doch der österreichische Botschafter in
London angewiesen, Grey zu sagen, daß das nicht als
feindlicher Akt angesehen werden solle, da ja zwischen
Kaiser Wilhelm und dem Zaren ein Telegrammwechsel,
zwischen Ssasonow und Szapary noch immer ein
Meinungsaustausch stattfinde. Allerdings falle es
schwer, ein russisches Recht auf ein Einschreiten in der
serbischen Sache anzuerkennen. Ooch in der albanischen
Krisis habe man sich ja schließlich auch vertragen.
Schebeko, den ich davon unterrichtete, sagte mir, der
Aachfolger Hartwigs in Belgrad (Fürst Trubetzkoi)
sei eine konziliantere Persönlichkeit, und Serbien sei
angewiesen, Osterreich so weit wie möglich entgegen-
zukommen, ohne seine Unabhängigkeit zu opfern.
r—
Ex ungue leonem — britannicum! Hier haben
wir den ersten Versuch Bunsens, gegenüber Öster-
reich-Ungarn Deutschland als den intransigen-
teren Teil hinzustellen. Bunsen will schon in diesem
äußerst kritischen Stadium der Oinge den Eindruck
erwecken, als ob die Tür, die Österreich noch für
alle Fälle offen hielt, von Deutschland vor-
zeitig zugeschlagen worden sei. Zn seinem Rück-
blick an Grep vom 1. September hat er das dann —
vergeblich — urkundlich zu erhärten gesucht: durch
„Vergeßlichkeit“ und Fälschung!
Br. Wb. 119: Grey an Bertie,
London, 31. ZJuli. Der französische Botschafter
in Berlin, Jules Cambon, hatte heute früh dem
Unterstaatssekretär Sir Arthur ANicolson ein Tele-
gramm übermittelt, auf das sich nun sein Bruder,
Botschafter Paul Cambon, bezog; danach bestebe
Ungewißheit darüber, wer eigentlich der antreibende