Full text: Die geheime Vorgeschichte des Weltkrieges.

Die innere Entwicklungsgeschichte des Oreiverbandes. 7 
ihre Freiheit heldenhaft ringenden Buren fühlte, da 
war es die Reicheregierung, die den unpolitischen 
Schwärmereien einen Riegel vorschob und lieber das 
Odium, vom Volke nicht verstanden zu werden, auf 
sich nahm, als daß sie die Bahnen kühler Korrektheit 
verlassen hätte. Ja, Kaiser Wilhelm ließ im Dezember 
1899, als seine Großmutter, Königin Viktoria, einen 
düstern Brief über die Lage in Südafrika an ihn ge- 
richtet hatte, durch einen seiner Offiziere einen genauen 
Bericht über die Zahl der Kämpfer auf beiden Seiten 
und über ihre gegenseitige Stellung beschaffen, arbeitete 
einen theoretischen Feldzugeplan aus, unterbreitete ihn 
seinem Generalstabe zur Kritik und sandte ihn dann 
nach England (Original in Windsor Castle). Oieser 
kaiserliche Plan kam dem sehr nahe, der von Lord 
Roberts angenommen unnd glücklich durchgeführt wurde. 
Genützt hat aber diese großherzig gedachte Unter- 
stützung dem Kaiser nirgends. In England verschnupfte 
die Nachricht davon, die am 28. Oktober 1908 durch 
den „Oailp Telegraph“ aller Welt verkündet wurde, 
weil die englische Eigenliebe es nicht vertragen konnte, 
daß sie den Sieg über die Buren womöglich lediglich 
dem Plane des deutschen Kaisers zu verdanken habe 
(Anfrage Redmonds vom 2. Nov.); in Deutschland 
erzeugte sie geradezu einen Riesensturm antidynastischer 
Erregung, wie er hier glücklicherweise zu den seltensten 
Erscheinungen gehört, und zerbrach das Vertrauen 
Kaiser Wilhelms zu seinem Kanzler und Freunde 
Bernhard v. Bülow; und in Südafrika selber trägt 
man es dem deutschen Kaiser teilweise heute noch nach, 
daß er zur Bernichtung der Freiheit des Burenvolkes 
die Hand gereicht babe. In der Tat hatte der Kaiser 
einer französisch-russischen Anregung, Englande süd- 
afrikanische Verlegenheiten zu einer gründlichen Demü-- 
 
	        
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