für eine edle Unterhaltung übrig bleibt. Für die nächste Zeit ist dieser
Idealzustand aber nur noch eine Unmöglichkeit, und vor allen Dingen
kann er nicht durch politische Gewalt herbeigeführt werden, sondern die
Menschen können sich nur durch Erlangung eines edlen und wohlpro-
portionierten Körpers und durch eine sorgfältige Erziehung zu sitt-
licher Reife hinein entwickeln.
Hier bleibt uns nun noch die Frage zu erörtern übrig: „Was hat
die gegenwärtige Gesellschaft zu tun, um die Entwicklung in jenen an-
gedeuteten Idealzustand zu fördern?“ Wir können die Richtlinien
hier nur andeuten, da dieselben in den Einzelheiten festzulegen die
Aufgabe der Politik ist.
Wie ich bereits im ersten Abschnitt auseinandergesetzt habe, nimmt
das Vermögen der Welt im allgemeinen und das der Nation im be-
sonderen dadurch zu, daß die Menschheit mehr Werte produzieren und
zum Verbrauch nutzbar machen kann, als sie nach den gesellschaftlichen
Anforderungen verbraucht. Dieses ist notwendig, da einmal Produktions=
und Unterhaltungsmittel für die Zunahme der Bevölkerung geschaffen
werden müssen, und da anderseits der Fortschritt der Allgemeinheit
darin besteht, die Lebenshaltung in materieller und damit ideeller Be-
ziehung zu verbessern. Diesen Überschuß nach Möglichkeit zu steigern
und ihn gerecht zu verteilen, ist die Aufgabe der Wirtschaftspolitik. Die
Verteilungsform ist hierbei die kapitalistische Wirtschaftsweise. Der
Kapitalismus ist in diesem Sinne nur Mittel zum Zweck und nicht
Selbstzweck, wie sich diejenigen oft einbilden, die im Besitz der Kapitalien
sind. Solange der Mensch noch die Zugkraft des Eigentums gebraucht,
um der Gesellschaft gegenüber seine Schuldigkeit zu tun, solange hat
auch der Kapitalismus noch seine Berechtigung und solange ist er über-
haupt noch notwendig. Die kapitalistische Wirtschaftsform, der der
Eigentumsbegriff zugrunde liegt, bietet die einzige Möglichkeit, daß
bei der Güterverteilung derjenige den verteilbaren Überschuß bekommen
kann, der ihn verdient hat. Daß er ihn nicht immer bekommt, das liegt
nicht an der Verkehrtheit des Kapitalismus an sich, sondern an seinen
Auswüchsen. Der Kapitalismus ist an sich nicht unmoralisch; er wird
dieses nur dadurch, daß er von unmoralischen Leuten als Selbstzweck
angesehen und dementsprechend gemißbraucht wird. Die Gesellschaft
kann den Kapitalismus deshalb auch nicht schroff beseitigen und durch
einen unfruchtbaren Kommunismus ersetzen, für den die Menschheit
noch nicht sittlich reif ist; sie kann ihm aber die Giftzähne ausbrechen.
Der Krieg hat es ja schon mit sich gebracht, daß die Steuer-
schraube in den nächsten Jahren derartig angezogen werden muß, daß
die kapitalistischen Bäume nicht mehr in den Himmel wachsen. Der
Krieg hat anderseits nuch bewiesen, daß das Nationalvermögen nur