Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 2. Band. Die Medizinalpolizei. (2)

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theils nehmen durch die Krankheit die Erzeugnisse der thierischen 
Verrichtungen, wohin auch die Ausdünstung gehört, eine andere 
Beschaffenheit an; und oft sucht die Natur eben durch die 
Ausdünstung den in der Krankheit entwickelten schädlichen Stoff 
aus dem Körper zu entfernen. Der Eindruck, den man bei 
dem Eintritt in nicht sorgfältig rein gehaltene Spitäler und 
andere Krankenzimmer empfindet, gibt davon die Ueberzeugung. 
Es ist offenbar, daß diese vermehrte und dabei bösartige 
Ausdünstung, wenn man sie nicht durch schickliche Mittel aus 
dem Raume, in welchem die Kranken sich befinden, entfernt 
und unschädlich macht, durch ihre fortwährende Einwirkung 
einen sehr nachtheiligen Einfluß ausüben müsse. Die Heilung 
der vorhandenen Kranken wird dadurch erschwert, und ihre 
Krankheit oft bösartig und tödtlich gemacht; und diese Bös- 
artigkeit theilt sich auch der Krankheit neu Hinzukommender mit, 
die unter andern Umständen leicht zu heilen gewesen wäre. 
Denn in manchen heftigen Krankheiten nehmen die Ausdünstungen 
unter dazu günstigen Umständen eine solche Beschaffenheit an 
daß durch ihre Einwirkung auf bereits erkrankte, sowie auf noch 
gesunde Personen, in diesen ein ähnlicher Verlauf und eine 
ähnliche Entwicklung der Krankheit erfolgt, d. h. die Krankheit 
wird ansteckend, es entsteht das sogenannte Spital= oder 
Lazarethfieber, das sich dann durch, oft unvorsichtige, oft 
unvermeidliche, Gemeinschaft und Mittheilung immer weiter 
verbreitet; sowie ein kleiner Theil Hefen oder Sauerteig in 
einer großen Masse Bierwürze oder Brodteig dieselbe Verän- 
derung hervorbringt, durch welche vorher die Hefen und der 
Sauerteig entstanden waren. 
II. Von den Mitteln, die Luft der Krankenzimmer 
von Dünsten zu reinigen und der Ansteckung 
vorzubeugen. 
Aus dem im vorigen Gesagten ist es klar, daß man zu 
Verhütung der Ansteckung, sowie auch überhaupt zur Beförde- 
rung der Heilung der Kranken, vor Allem dafür sorgen müsse, 
stets reine Luft in den Zimmern zu erhalten und die auf- 
gestiegenen Dünste zu entfernen, damit sie sich nicht anhäufen 
und ihren nachtheiligen Einfluß ausüben können. 
Im Allgemeinen geschieht dieses durch die größte Rein- 
lichkeit, die in den Zimmern und in Allem, was auf die
	        
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