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mehr, als durch die weisen Anordnungen Seiner Königlichen
Majestät rasche ärztliche Hilfe überall möglich gemacht wer—
den wird.
11) Bis der herbeigerufene Arzt bei dem Kranken eintrifft,
werde derselbe einsweilen zu Bett gebracht, und auf passende,
nicht allzu stürmische Weise erwärmt, an Armen und Beinen
gerieben und ihm Chamillen-, Melissen- und Pfeffermünzthee
in mäßigen Quantitäten eingegeben. Auch lege man ihm einen
sehr großen, ziemlich warmen, selbst etwas heißen Breiumschlag
aus Weizenkleien in Wasser gesotten und in einen Sack einge-
füllt auf die Magengegend und selbst über den ganzen Unter-
leib, und erneuere ihn jede ¼ Stunde. Sehr kaltes Wasser,
wenn es der Kranke sehr eifrig verlangt, in ganz kleinen
Quantitäten alle 5 Minnten gereicht, ist bei heftigem Erbrechen
und Durchfall den warmen theeförmigen Getränken noch vor-
zuziehen.
12) Die Anordnung anderer und der eigentlichen Arznei-
mittel ist von dem herbeigerufenen Arzte zu erwarten. Dieser
allein kann die Arzneien auswählen, von welchen nach der
Körperbeschaffenheit des Kranken, der Periode der Krankheit
und ihrer Verbindung mit andern krankhaften Zuständen vor-
züglich Hilfe zu erwarten ist, und diese angeordneten Arzneien
gebrauche man mit Vertrauen und mit der Hoffnung auf einen
glücklichen Ausgang der Krankkheit.
13) Ist auf diese Weise in einer Familie ein, oder sind
mehrere Cholerakranke zu pflegen, so rufe man baldigst einen
Krankenwärter herbei, soferne nicht die Krankenwart durch Mit-
glieder der Familie, Anverwandte und Dienstboten vollkommen
zweckmäßig geschehen kann und gerne geschieht. Die Familien-
glieder, Angehörigen und Dienstboten können übrigens ohne
Furcht vor Ansteckung dem Kranken jeden nöthigen und nütz-
lichen Dienst leisten:
a. wenn sie nie zwei Nächte nacheinander im Krankenzimmer
zubringen, vielmehr je eine Nacht schlafen,
b. zuweilen auch unter Tags das Krankenzimmer verlassen
und außerhalb desselben frische Luft schöpfen;
c. Morgens niemals ganz nüchtern bleiben, sondern ein Früh-
stück von etwas Kaffee, Thee, Wein, Branntwein oder
geistiger Essenz nehmen und sich die Hände von Zeit zu
Zeit mit Essig und Wasser waschen. — Zu empfehlen ist
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