Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 2. Band. Die Medizinalpolizei. (2)

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desselben nach unten gewendet ist, darf man die Lymphe unie 
auffassen, weil sonst leicht Luftbläschen dazwischen kommen. 
Daß übrigens die Haarröhrchen, die man zum Auffangen der 
Lymphe gebraucht, rein und ganz trocken sein müssen, versteht 
sich von selbst. Das Siegellack, das man zum Verschließen 
der Haarröhrchen gebraucht, darf nicht brennen, weil durch die 
zu große Hitze die Lymphe eiweißartig gerinnen würde. 
B. 
Von der Anwendung der flüßigen Kuhpockenlymphe 
im Haarröhrchen. 
13) Die Lymphe in dem Haarröhrchen ist, wenn sie von 
reifen Pusteln zur rechten Zeit entnommen wurde, ganz klar 
und durchsichtig, und bleibt auch mehrere Monate in diesem 
Zustande. Bei der Anwendung derselben hat man also nicht 
nur den Vortheil, daß man mit ganz reinem, unvermischtem 
Impfstoffe impfen kann, sondern man hat auch noch den Vor- 
theil, daß man gleich sieht, ob der Impfstoff nicht zu einer 
unrechten Zeit entnommen wurde, oder bereits verdorben ist, 
in welchen Fällen die Lymphe trübe und undurchsichtig aussieht. 
Dieser Vortheil entgeht bei der Impfung mit trockenem Stoffe, 
wo man weder sehen kann, ob der Impfstoff von einer Pustel 
zur gehörigen Zeit entnommen wurde, noch ob er nicht schon 
bereits verdorben ist. 
14) Hat man sich von der guten Beschaffenheit der 
Lymphe überzeugt, so breche man an beiden Enden der Haar- 
röhre das Siegellack weg, und öffne dadurch der Luft den 
Zutritt zum Canale derselben. 
15) Ist dies geschehen, so blase man in das eine Ende 
der Glasröhre ganz sachte, entweder mit einem Tubulus oder 
Halm, oder nehme es zwischen die Lippen und drücke ein wenig 
Luft in den Canal der Haarröhre, die jedenfalls in einer 
Richtung von beiläufig 45 Graden so zu stehen kommt, daß 
das vom Munde entferntere Ende nach unten zu sieht. 
16) Im Augenblicke, als man in das eine Ende des Glas- 
röhrchens bläst, zeigt sich im entgegengesetzten Ende desselben 
Lymphe, die sich immer vermehrt, und endlich zu einem kleinen 
Tropfen ansammelt, der sich an die äußere Wand des Glas- 
röhrchens anhängt, und der nun nachfolgenden Luft freien 
Austritt gestattet. Dieser Luftaustritt durch den Canal des 
Glasröhrchens ist gewöhnlich etwas rasch, und würde die 
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