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allzugroßer Tiefe auf nicht rurchlassender Unterlage ruht,
entwickelt. Deßhalb sehen wir den Milzbrand spontan wirk-
lich nur auf solchen Bodenarten entstehen, während er auf
völlig durchlassendem Boden durch Selbstentwickelung gar nie-
mals vorkommt. Wenn nun dieses Miasma gleichwehl als die
eigentlichste und diejenige Ursache des Milzbrandes betrachtet
werden muß, welche allein im Stande ist, den Milzbrandkrank-=
heiten das ihnen eigene specifische Gepräge zu geben, so ist sie
doch nicht die Einzige; es gehört vielmehr auch bei denjenigen
Thieren, welche den Einwirkungen dieses Miasma ausgesetzt
sind, eine bis zu einem gewissen Grade ausgebildete besondere
Anlage dazu, um von der fraglichen Krankheit befallen werden
zu können. Alles was die Lebenskraft auf direkte oder und
fast mehr noch auf indirekte Weise herabzustimmen und Blut-
anhäufungen und Stockungen im Pfort-Adersysteme zu erzeugen
vermag, geschehe Dieses nun durch klimatische, atmosphärische
oder in Fütterung, Wartung und Pflege liegende Verhältnisse,
kann daher zur Ausbildung der Anlage zum Milzbrande dei-
tragen. So wirkt z. B. große Hitze dadurch, daß sie die
Energie des Nervensystemes erschöpft, die Respiration, die Lungen-
exhalation, die Blutbereitung und namentlich die Arterialisation
des Blutes in der verdünnten Luft stört, zwar keineswegs für
sich den Milzbrand erzeugend nichts destoweniger aber die
Disposition zu demselben in hohem Grade erhöhend, und wenn
nun zu Zeiten, wo solche Temperatur-Verhältnisse bestehen,
gleichzeitig auch jenes Misma entwickelt wird, so sehen wir
gewöhnlich eine größere oder geringere Anzahl von Thieren von
jener Seuche befallen werden. Wenn aber trotzdem nicht alle
Thiere erkranken, so liegt dies eben in dem Umstande, daß
nicht bei allen Thieren die Anlage in gleichem Grade ausge-
bildet, ja daß dieselbe bei Vielen vielleicht gar nicht vorhanden
ist, wie es denn überhaupt eine höchst merkwürdige Erscheinung
ist, daß die Anlage zum Milzbrande, obgleich die am Allge-
meinsten im ganzen Thierreiche verbreitete, doch in den Individuen
eine viel beschränktere als für die meisten übrigen Seuchen ist.
So wie große Hitze, besonders wenn sie häufig mit Gewitter-
regen wechselt, so wirken auch andere in Nahrung, Wartung
und Aufenthalt liegende Schädlichkeiten gleichfalls nur die
Disposition erhöhend, ohne die Krankheit selbst zu erzeugen, so
lange nicht die unerläßliche Bedingung zur Entstehung derselben,